Mindestens 24 afghanische Sicherheitskräfte bei Anschlag getötet
Bei einem Anschlag in Afghanistan sind am Freitag mindestens 24 Mitglieder der Sicherheitskräfte in der südlichen Provinz Sabul getötet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Kabul ruft zu Waffenstillstand mit Taliban wegen Coronavirus auf.
Der Angriff ereignete sich in der Nacht auf einem Stützpunkt von Polizei und Armee nahe der Provinzhauptstadt Kalat, wie Gouverneur Rahmatullah Jarmal mitteilte. Sechs bei der Polizei eingeschleuste Angreifer hätten das Feuer auf ihre schlafenden Kameraden eröffnet.
14 Soldaten und zehn Polizisten seien bei dem Angriff am Freitag getötet worden, sagte der Chef des Provinzrats von Sabul, Ata Dschan Hak Bajan. Vier weitere afghanische Sicherheitskräfte würden vermisst. «Die Angreifer hatten Verbindungen zu den Taliban», sagte er. Sie seien mit Waffen und Munition geflohen. Die radikalislamischen Taliban äusserten sich zunächst nicht.
Die an Pakistan grenzende Provinz Sabul wird zu grossen Teilen von den radikalislamischen Taliban kontrolliert. Der Angriff ist einer der blutigsten seit der Unterzeichnung eines Ende Februar geschlossenen Abkommens zwischen den USA und den Taliban, das den Abzug der US-Truppen im Gegenzug für Sicherheitsgarantien regelt. Die Regierung in Kabul ist nicht an dem Abkommen beteiligt.
Der Angriff erfolgte nur einen Tag nachdem der afghanische Verteidigungsminister Asadullah Khalid die Taliban zu einem Waffenstillstand aufgerufen hat, um gegen das neuartige Coronavirus vorzugehen. Experten befürchten, dass sich das Virus unkontrolliert in dem verarmten Land ausbreitet.
Im Kurzbotschaftendienst Twitter rief auch der US-Unterhändler des Abkommens, Zalmay Khalilzad, die afghanische Regierung auf, die «historische Chance für den Frieden» zu nutzen und mit den Taliban zusammenzuarbeiten, um das Coronavirus einzudämmen.
Trotz der Unterzeichnung des Abkommens zwischen den USA und den Taliban am 29. Februar hat die Gewalt in Afghanistan zuletzt wieder stark zugenommen: Die Aufständischen verübten landesweit dutzende Anschläge, bei denen afghanische Einsatzkräfte und Zivilisten getötet wurden.
Streitpunkt zwischen den Taliban und der Regierung in Kabul ist die geplante Freilassung von Taliban-Kämpfern, die vergangenen Samstag verschoben wurde. Die Regierung in Kabul erbat sich mehr Zeit, um die Identität der Häftlinge zu überprüfen.
Präsident Aschraf Ghani hatte ursprünglich ab Samstag schrittweise 1500 Häftlinge freilassen wollen, wenn die Taliban die Gewalt reduzierten. 3500 weitere Gefangene sollten im Verlauf von weiteren Verhandlungen freikommen. Die Taliban lehnten diese Vorgehen ab. Sie forderten die Freilassung von 5000 ihrer Kämpfer vor einem Beginn der Gespräche.