Mindestens 62 Tote bei Anschlag in Moschee in Afghanistan
In der ostafghanischen Provinz Nangarhar stürzt nach einem mutmasslichen Anschlag das Dach einer Moschee ein. Dutzende Menschen sterben. Wer steckt dahinter?
Das Wichtigste in Kürze
- Bei einem mutmasslichen Anschlag in einer Moschee in der ostafghanischen Provinz Nangarhar sind mindestens 62 Menschen getötet und mindestens 36 weitere verwundet worden.
Das teilte ein Sprecher des Provinzgouverneurs am Freitag mit.
Demnach stürzte aufgrund einer oder mehrerer Explosionen während des Freitagsgebets das Dach der Moschee im Bezirk Haska Mina ein. Was genau die Explosion oder Explosionen auslöste, sei weiter unklar. Das Gotteshaus ist lokalen Behördenvertretern zufolge völlig zerstört. Rund 250 Menschen hätten sich in der Moschee befunden. Zunächst bekannte sich niemand zu dem mutmasslichen Anschlag.
In der Provinz Nangarhar sind die militanten islamistischen Taliban und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aktiv. Der Bezirk Haska Mina wird lokalen Behördenvertretern zufolge grossteils von der Regierung kontrolliert. IS-Kämpfer seien im Vorjahr aus der Gegend vertrieben worden, hätten aber weiterhin eine kleine Präsenz in dem Bezirk. Ein Sprecher der militant-islamistischen Taliban bestritt auf Twitter eine Beteiligung an dem Anschlag und verurteilte diesen.
UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Tat. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, liess er über seinen Sprecher in New York mitteilen. Die Provinz Nangarhar verzeichnete laut UN-Angaben in den vergangenen Monaten nach Kabul stets die zweitmeisten zivilen Opfer in Afghanistan. Erst vor rund zehn Tagen wurden bei einem Anschlag in der Provinzhauptstadt Dschalalabad auf einen Bus mit Soldaten mindestens zehn Menschen getötet, darunter ein Kind.
Laut der UN-Mission in Afghanistan (Unama) fordert der Konflikt immer mehr zivile Opfer. Die Zahl der verwundeten und getöteten Zivilisten stieg nach Angaben vom Donnerstag im dritten Quartal um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mit fast 1200 Getöteten und mehr als 3100 Verletzten habe man die höchste Zahl ziviler Opfer innerhalb eines Quartals seit Beginn der systematischen Aufzeichnung durch die UN im Jahr 2009 dokumentiert.
Der starke Anstieg zwischen 1. Juli und 30. September sei vor allem auf mehr Opfer durch Gewaltakte der Taliban zurückzuführen. Der Anstieg fiel zeitlich mit den fortschreitenden Gesprächen der USA mit den Taliban über eine politische Beilegung des langjährigen Konflikts zusammen. Experten zufolge wollten alle Konfliktseiten durch militärische Erfolge Druck am Verhandlungstisch aufbauen. Anfang September brach US-Präsident Donald Trump die Gespräche dann kurz vor einer kolportierten Einigung überraschend ab.