USA töten hohen iranischen General bei Raketenangriff in Bagdad

AFP
AFP, Simon Binz

Irak,

Bei einem US-Raketenangriff am Flughafen von Bagdad wurde ein hoher General der iranischen Armee getötet. Der oberste Führer Irans droht mit schwerer Rache.

Bagdad
Der Militärkonvoi Von Kassem Soleimani wurde am Freitag in Bagdad von drei Raketen getroffen. - Twitter

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei US-Raketenangriffen am Flughafen von Bagdad sind acht Menschen ums Leben gekommen.
  • Unter den Toten befindet sich auch der hohe iranische General Kassem Soleimani.

Wie aus irakischen Sicherheitskreisen verlautete, trafen die Raketen in der Nacht zum Freitag einen Fahrzeugkonvoi der pro-iranischen Hasched-al-Schaabi-Milizen. Dabei starben mindestens acht Menschen, mehrere Personen wurden verletzt.

Unter den Toten befindet sich auch der ranghohe iranische General Kassem Soleimani. Die Milizen machten die USA für den Angriff in der Nacht zum Freitag verantwortlich.

Die Bombardierung sei auf Anweisung von Präsident Donald Trump erfolgt, um weitere Angriffe auf US-Kräfte zu verhindern – als «Akt der Verteidigung». Die Reaktion des Irans folgt prompt.

Iran droht mit «schwerer Rache»

Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei schrieb in einem Beileidsschreiben, das im iranischen Staatsfernsehen zitiert wurde: «Soleimanis Weg wird auch ohne ihn weitergeführt, aber die Kriminellen erwartet eine schwere Rache.» Der Tod Soleimanis werde den finalen Sieg des Islams gegen die Imperialisten nicht beeinträchtigen.

Ausserdem erklärte Chamenei landesweit drei Trauertage. Aussenminister Mohammed Dschwad Sarif twitterte: «Die Ermordung General Soleimanis war extrem gefährlich und wird zu einer Eskalation der Krise führen.»

Iran beruft Schweizer Geschäftsträger ein

Das iranische Aussenministerium hat inzwischen erneut den Geschäftsträger der Schweizer Botschaft in Teheran einberufen. Die Schweiz vertritt die Interessen der USA im Iran.

Dem Diplomaten sei gesagt worden, dass «die Ermordung von General Soleimani» ein «eklatantes Beispiel für den amerikanischen Staatsterrorismus sei, und dass das amerikanische Regime für die Folgen der Tat voll verantwortlich sei», erklärte ein Sprecher des iranischen Aussenministeriums im Kurznachrichtendienst Twitter. Vom Schweizer Aussendepartement (EDA) lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Bereits am Mittwoch wurde ein Schweizer Diplomat in Teheran einbestellt. Dies im Zusammenhang mit dem Schutzmachtmandat, in dessen Rahmen die Schweiz die Interessen der USA im Iran vertrete und das auch die Aufrechterhaltung eines diplomatischen Kommunikationskanals zwischen den USA und dem Iran erlaube, teilte das EDA damals mit.

USA hat Angriff bestätigt

Dazu gab es auch Washington zunächst keinen Kommentar, später bestätigte das US-Verteidigungsministerium die Angriffe. «Auf Anweisung des Präsidenten hat das US-Militär entschlossene Abwehrmassnahmen ergriffen, um US-Personal im Ausland durch die Tötung von Kassem Soleimani zu schützen», heisst es in einer Erklärung des Pentagons.

Soleimani habe aktiv an Plänen gearbeitet, um amerikanische Diplomaten und Einsatzkräfte zu attackieren, erklärte das Pentagon. Der General und die Al-Kuds-Brigaden seien verantwortlich für den Tod von Hunderten Amerikanern und Verbündeten.

Kassem Soleimani
Irans Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden, Kassem Soleimani wurde bei einem US-Raketenangriff in Bagdad getötet. - KHAMENEI.IR/AFP/Archiv

Er habe in den vergangenen Monaten Angriffe auf Stützpunkte von US-Verbündeten gesteuert und auch die gewaltsamen Proteste an der US-Botschaft in Bagdad gebilligt.

Der Raketenangriff habe darauf abgezielt, zukünftige iranische Angriffspläne abzuschrecken. «Die Vereinigten Staaten werden weiterhin alle notwendigen Massnahmen ergreifen, um unser Volk und unsere Interessen überall auf der Welt zu schützen», heisst es weiter.

Donald Trump hielt sich bisher mit einem Statement auf Twitter zurück, teilte aber die amerikanische Flagge kurz nach Bekanntwerden der Angriffe.

In einer offiziellen Mitteilung der irakischen Armee hiess es, die Raketen seien nahe des Luftfrachtlagers eingeschlagen. Dabei seien zwei Fahrzeuge explodiert.

Kongress war nicht über Angriff informiert

Der tödliche Angriff sei «ohne Hinweis oder Beratung mit dem Kongress» erfolgt, teilte der Vorsitzende des Aussenausschusses im Repräsentantenhaus, Eliot Engel, am späten Donnerstagabend mit.

Eine Militäraktion «dieser Schwere» voranzutreiben, ohne den Kongress einzubinden, werfe «ernsthafte rechtliche Probleme» auf. Dies sei ein «Affront» gegen die Machtbefugnisse des Kongresses.

Iranischer General unter den Toten

Auch die iranischen Revolutionsgarden bestätigen den Tod von Kassem Soleimani und gaben US-Hubschraubern die Schuld an dem Angriff. Der getötete einflussreiche iranische General war der Kommandant der Al-Kuds-Brigade für Auslandseinsätze der iranischen Revolutionsgarden.

Soleimani ist der prominenteste Vertreter und das bekannteste Gesicht des iranischen Militärs im Ausland. Die Al-Kuds-Brigaden gehören zu den Revolutionsgarden (IRGC), einer Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte.

Soleimani tauchte sowohl im Irak als auch im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien immer wieder an der Seite von schiitischen Milizen auf, die vom Iran unterstützt werden. Sein Tod bedeutet einen neuen Höhepunkt im Konflikt zwischen den USA und dem Iran.

Bei dem Raketenangriff soll zudem auch der Vizechef der Hasched-al-Schaabi-Milizen, Abu Mahdi al-Muhandis, getötet worden sein.

Den getöteten al-Muhandis hatte US-Aussenminister Mike Pompeo am Mittwoch beschuldigt, einer der Verantwortlichen für den Sturm auf die US-Botschaft in Bagdad gewesen zu haben. Er habe den Angriff auf die Botschaft zusammen mit drei anderen Männern organisiert.

Angriff auf US-Botschaft

Die Konflikte im Irak waren kürzlich eskaliert. Pro-iranische Demonstranten stürmten am Dienstag das Gelände der US-Botschaft, dabei durchbrachen Kämpfer und Anhänger der Hasched-al-Schaabi-Milizen die Aussenmauer des Geländes.

Irakische Sicherheitskräfte postieren sich vor der US-Botschaft in Bagdad. Foto: Qassim Abdul-Zahra/AP/dpa
Irakische Sicherheitskräfte postieren sich vor der US-Botschaft in Bagdad. Foto: Qassim Abdul-Zahra/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Die Demonstranten protestierten gegen US-Luftangriffe auf die Hisbollah-Brigaden, bei denen am Sonntag 25 Kämpfer getötet worden waren. Die Hisbollah-Brigaden sind im Irak Teil Hasched-al-Schaabi-Milizen.

Mit den Luftangriffen hatte die US-Armee auf den Tod eines US-Zivilisten bei einem Raketenangriff auf einen Militärstützpunkt im Nordirak reagiert.

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