Mini-Buch mit unbekannten Gedichten von Charlotte Brontë kehrt in ihre Heimat zurück
Ein mehr als ein Jahrhundert lang verschollenes Miniatur-Buch mit Gedichten der jungen Charlotte Brontë kehrt in ihr Elternhaus in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Literatur-Verein kauft Büchlein der «Jane Eyre»-Autorin für 1,16 Millionen Euro.
Wie der britische Verein Freunde der Staatsbibliotheken am Montag mitteilte, hat er das Büchlein aus dem Jahr 1829 für 1,25 Millionen Dollar (1,16 Millionen Euro) gekauft. Es soll nun an das Brontë Parsonage Museum in Haworth gehen. In dem alten Pfarrhaus war Charlotte Brontë aufgewachsen.
Das handgebundene Werk, das etwa so gross wie eine Visitenkarte ist, trägt den Titel «Ein Buch der Reime von Charlotte Brontë, Verkauft von Niemandem und gedruckt von ihr selbst». Es enthält auf 15 Seiten zehn bislang unveröffentlichte Gedichte, die die englische Schriftstellerin im Alter von gerade einmal 13 Jahren schrieb.
Seit November 1916 war das Büchlein nicht mehr öffentlich gezeigt worden. Damals war es in New York für 520 Dollar versteigert worden. Am Sonntag wurde der erst vor kurzem in Privatbesitz wiederentdeckte literarische Schatz auf einer internationalen Messe für antiquarische Bücher in New York verkauft.
Die Kuratorin des Brontë-Museums, Ann Dinsdale, dankte allen Spendern, die sich an dem Kauf des Büchleins beteiligt hatten. Es sei «immer sehr bewegend, wenn ein Gegenstand aus dem Besitz der Familie Brontë nach Hause zurückkehrt», erklärte sie.
Der kleine handgeschriebene Gedichtband ist der Literaturwissenschaft schon lange bekannt. Elizabeth Gaskell erwähnte das Werk 1857 in ihrer Brontë-Biografie. Veröffentlicht wurden die Gedichte mit Titeln wie «The Beauty of Nature» (Die Schönheit der Natur) oder «Songs of an Exile» (Lieder eines/einer Verbannten) jedoch nie.
Brontës Werk «Jane Eyre» ist hingegen weltbekannt, auch Charlottes Schwestern Emily und Anne Brontë sind feste Grössen in der Weltliteratur. Wie viele Schriftstellerinnen ihrer Zeit hatten die Schwestern ihre Werke zunächst unter männlichen Pseudonymen veröffentlicht.