Modeschöpfer Karl Lagerfeld mit 85 Jahren gestorben

AFP
AFP

Frankreich,

Trauer um «Kaiser Karl»: Der berühmte deutsche Modeschöpfer Karl Lagerfeld ist im Alter von 85 Jahren in Paris gestorben, wie das französische Modehaus Chanel am Dienstag mitteilte.

«Kaiser Karl» stirbt mit 85 Jahren
«Kaiser Karl» stirbt mit 85 Jahren - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Gebürtiger Hamburger wurde als «Kaiser Karl» verehrt.

Der gebürtige Hamburger hatte die Modewelt jahrzehntelang geprägt und 36 Jahre lang als Kreativdirektor für Chanel gearbeitet. Sein Tod löste über die Branche hinaus Betroffenheit aus.

Chanel bestätigte Medienberichte, wonach Lagerfeld im Amerikanischen Krankenhaus in dem westlichen Pariser Vorort Neuilly starb. In die Privatklinik sei er am Montagabend als Notfall eingeliefert worden, hiess es.

Schon im Januar hatte es Spekulationen über Lagerfelds Gesundheitszustand gegeben, als er erstmals seit Jahrzehnten bei den Pariser Chanel-Modenschauen fehlte. Eine Konzernsprecherin erklärte, der Modemacher habe sich «erschöpft» gefühlt.

Trotz seines Alters entwarf Lagerfeld bis zuletzt Kollektion um Kollektion. Bei Chanel machte er durch Aufsehen erregende Défilés im Pariser Grand Palais von sich reden - etwa wenn Models durch die Kulisse eines Traumschiffs schritten oder durch eine Waldlandschaft. Ausser bei Chanel war er auch beim italienischen Modehaus Fendi Kreativdirektor sowie bei seinem eigenen, nach ihm benannten Label.

Lagerfelds Tod löste in der Modebranche und darüber hinaus Trauer und Betroffenheit aus. Claudia Schiffer, die Ende der 80er Jahre von Lagerfeld als Model entdeckt worden war, schrieb im Onlinedienst Instagram: «Was Warhol für die Kunst war, war er für die Mode; er ist unersetzlich.»

Frankreichs Innenminister Christophe Castaner sagte dem Radiosender RTL, mit Lagerfeld verliere die Welt «eine riesige Persönlichkeit, jemand ausserhalb des Gewöhnlichen».

Der deutsche Europa-Staatsminister Michael Roth schrieb auf Twitter, der Modeschöpfer habe «vermutlich mehr für die deutsch-französischen Beziehungen getan als viele Politiker». Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärte, seine Stadt verliere «einen aussergewöhnlichen Hanseaten und Botschafter Hamburgs».

Bernard Arnault, Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH, nannte Lagerfeld einen «grossen Inspirator». Der italienische Modekonzern Fendi erklärte, Lagerfelds Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens sei «immens» gewesen.

Vor der Chanel-Boutique in der Pariser Rue Cambon versammelten sich nach Bekanntwerden von Lagerfelds Tod zahlreiche Fans, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Darunter war auch die Modestudentin Celina Pastors aus der Nähe von Hamburg. Sie legte eine weisse Rose vor dem Geschäft nieder und eine Karte, auf der stand: «Grossen Dank an den grössten Meister der Mode. Ein Stolz für Deutschland und Frankreich.»

Lagerfeld wurde am 10. September 1933 als Sohn des Dosenmilchfabrikanten Otto Lagerfeldt in Hamburg geboren, der die Marke «Glücksklee» vertrieb. Seine Mutter schickte den im Zeichnen begabten Jungen in Paris auf die Schule. Dort arbeitete sich Lagerfeld schnell zum Couturier bei bekannten Modehäusern wie Pierre Balmain und Chloé hoch. Chanel nahm ihn 1983 als Kreativdirektor unter Vertrag.

Lagerfeld machte nicht nur durch seinen auffälligen Stil von sich reden - zunächst mit schwarzem Bart und Monokel, später mit weissgepuderten Haaren und schwarzer Sonnenbrille. Er provozierte auch gern mit Aussagen wie: «Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren».

Sich selbst bezeichnete er als diszipliniert. Seine Inspiration komme ihm «beim Arbeiten wie der Appetit beim Essen», betonte er. Im Dezember wies er in einem Interview Gerüchte zurück, er arbeite an seinen Memoiren. «Ich versuche sicherzustellen, dass sich niemand an mich erinnert», sagte Lagerfeld.

Im Allgemeinen äusserte sich Lagerfeld nicht zur Politik. Im Mai 2018 sagte er jedoch mit Blick auf die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Deutschland könne nicht «Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen». Aus Protest drohte er mit der Aufgabe seiner deutschen Staatsangehörigkeit.

Bei Chanel soll Lagerfeld seine langjährige enge Mitarbeiterin Virginie Viard nachfolgen, wie das Modehaus mitteilte.

Kommentare

Weiterlesen

a
Bus Bern
86 Interaktionen

Mehr aus Frankreich