Infolge der Attacke auf die Krim-Brücke greift Russland ukrainische Hafenstädte an. Dies hat auch Folgen für die Lebensmittelversorgung in Europa.
Krim
Die Krim-Brücke verbindet das russische Festland mit der Halbinsel Krim. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland greift nach der Attacke auf die Krim-Brücke Hafenstädte in der Ukraine an.
  • Durch das Ausbleiben von Lieferungen könnten Lebensmittelpreise steigen.
  • Die EU und lateinamerikanische Staaten debattieren über eine Erklärung zum Angriffskrieg.
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Nach einer Attacke auf die strategisch wichtige Brücke zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat Russland zum Gegenschlag ausgeholt: Im Süden der Ukraine griff die russische Armee am Dienstag in mehreren Wellen die Hafenstädte Odessa und Mykolajiw an. Nach ukrainischen Angaben wurden annähernd 30 Marschflugkörper und Drohnen abgewehrt.

Aus Moskau hiess es, Ziel sei unter anderem eine Werft für ferngesteuerte Kampfboote gewesen. Russland beschuldigt die Ukraine, mit solchen Booten am Montag die Brücke zur Krim angriffen und beschädigt zu haben. Russland hält die ukrainische Halbinsel seit fast zehn Jahren völkerrechtswidrig besetzt.

Nach der Aufkündigung durch Moskau ist nun auch das internationale Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine ausser Kraft. Mit der Regelung hatte Kiew seit Sommer vergangenen Jahres trotz des russischen Angriffskriegs viele Millionen Tonnen Getreide ausführen können. Der Kreml warnte, weitere Exporte übers Schwarze Meer ohne russische Zustimmung seien riskant. Die russische Führung reagierte damit auf einen Vorschlag des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Warnung vor «Hunger als Waffe»

Nach EU-Angaben wurden durch das, von der UN mit der Türkei ausgehandelte Abkommen, fast 33 Millionen Tonnen Getreide Lebensmittel ausgeschifft. Diese Getreide und die weiteren Lebensmittel wurden auch über den jetzt angegriffenen Schwarzmeer-Hafen Odessa transportiert. Nach dem Aus für den Vertrag könnten global etliche Lebensmittelpreise steigen – mit fatalen Folgen vor allem für arme Länder.

Abhilfe schaffen zum Teil von der EU und der Ukraine ausgebaute Handelswege (sogenannten Solidaritätskorridore) über Flüsse, Schienen und Strassen. Über die sind nach EU-Angaben seit Kriegsbeginn bis Ende Juni 41 Millionen Tonnen Getreide, Ölsaaten und andere Agrarprodukte exportiert worden. Russland führt seit rund 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Inzwischen läuft eine ukrainische Gegenoffensive.

Experten erwarten logistische Probleme für russische Truppen

Die Schäden an der Krim-Brücke könnten für die russische Armee nach Einschätzung westlicher Experten im Süden der Ukraine problematisch werden. Laut der Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien sei die Versorgung vieler Truppen vorerst von einer Nachschubroute abhängig. Diese Route führe aber durch die umkämpften Gebiete Donezk, Saporischschja und Cherson. Daher werde sie wohl zusätzlich durch die Flucht russischer Touristen von der Krim belastet.

Russland: Erneute Attacke abgewehrt

Russlands Militär meldete am Dienstag, man habe nahe der Krim einen weiteren grösseren Drohnenangriff abgewehrt. Insgesamt 28 ukrainische Flugkörper seien in der Nacht abgeschossen oder von ihrer geplanten Flugbahn abgebracht worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Unabhängig überprüfen liess sich das nicht.

EU und lateinamerikanische Staaten uneins über Ukraine-Erklärung

Debatten über die russische Invasion überschatteten auch ein Gipfeltreffen der EU mit der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten. Sie rangen am Dienstag in Brüssel um eine geplante Erklärung zum Angriffskrieg. Nach Angaben von Diplomaten gelang es bis mittags nicht, sich auf einen Text zu verständigen. Grund war demnach der Widerstand von Ländern wie Nicaragua und Venezuela, die als Verbündete Russlands zählen.

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