Das Team von Alexej Nawalny freut sich über den Gefangenenaustausch und die Freilassung von Oppositionellen.
Wadim Krassikow
Wadim Krassikow wird in Moskau von Wladimir Putin begrüsst. - keystone

Das Team des im Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny ist glücklich über den Gefangenenaustausch westlicher Staaten mit Russland und die Freilassung zahlreicher Oppositioneller. Das Nawalny-Team habe selbst an der Zusammenstellung der Liste mitgearbeitet, teilte die Chefin des von dem Oppositionsführer einst gegründeten Anti-Korruptionsfonds, Maria Pewtschich, mit. «Ich hoffe, das wird sich unendlich viele Male wiederholen», sagte sie.

Pewtschich und andere Nawalny-Mitstreiter waren nach Köln gereist, um die von Kremlchef Wladimir Putin freigelassenen Oppositionellen in Empfang zu nehmen. Darunter den Politiker Ilja Jaschin. Auf einem Foto war Jaschin in Gefängniskleidung zu sehen. Er kündigte an, bald mehr über den Austausch zu verraten.

Nawalnys Tod erhöhte Druck

Der ebenfalls nach Köln gereiste Nawalny-Mitstreiter Leonid Wolkow teilte mit, auch Nawalny habe auf diese Weise ausgetauscht werden sollen. Nawalnys Team geht davon aus, dass der Tod des Putin-Gegners den Druck auf den Westen erhöht hat, den Austausch durchzuziehen und zu handeln, bevor es für weitere politische Gefangene zu spät ist. Putin hatte vor allem auf Freilassung des «Tiergartenmörders» Wadim Krassikow gedrängt, den er am Donnerstagabend in Moskau mit einer herzlichen Umarmung in Empfang nahm.

Nawalnys Frau Julia Nawalnaja dankte bei einem Telefonat mit der angehenden US-Präsidentenkandidatin Kamala Harris, dass Washington bei der Organisation des Austauschs geholfen habe. Nawalnaja, die die Arbeit ihres Mannes fortsetzt, rief die Weltgemeinschaft auf, sich weiter für die Befreiung von politischen Gefangenen in Russland einzusetzen. Unklar war, ob die Männer und Frauen in Deutschland, wo das Nawalny-Team auch aktiv ist, bleiben oder etwa zur Stammbasis im Baltikum übersiedeln.

Pewtschich sagte, dass es sich um einen seit Ende der Sowjetunion nie da gewesenen Austausch gehandelt habe. Die Sowjetunion zerfiel nach Ende des Kalten Kriegs vor gut 30 Jahren. Ob weitere Austausche möglich werden in Zukunft, hänge von den Beamten und den Aussenministerien in den USA und Deutschland ab.

Deutschland wollte acht politische Gefangene

Die Freilassung von gleich acht politischen Gefangenen aus Russland sei vor allem Deutschlands Verdienst, sagte der Investigativjournalist Christo Grozev in einem Interview des US-Senders CNN. Erste Verhandlungen über einen Austausch Krassikows gegen Nawalny seien durch dessen Tod hinfällig geworden.

«Dann hat Deutschland sich auf den moralisch wichtigen Standpunkt gestellt und gesagt: Wir verfolgen diesen Austausch weiter, aber Putin muss nun einen viel höheren Preis bezahlen», sagte Grozev. «Anstatt einer Person für den Killer fordern wir jetzt acht. Und sie haben es durchgesetzt.»

Der Bulgare, der immer wieder mit Nawalnys Team zusammengearbeitet hat, war nach eigenen Angaben schon seit zwei Jahren hinter den Kulissen in Überlegungen zu dem Austausch involviert. Putin scheine ein persönliches Interesse an einer Rückkehr Krassikows gehabt zu haben, sagte Grozev. Es gebe Hinweise, dass der Kontakt noch auf die Zeit zurückgehe, bevor Putin russischer Präsident wurde.

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