Neue Autobahnbrücke in Genua (I) wird feierlich eingeweiht
Schweigeminuten für die Toten und Feierstunde: Knapp zwei Jahre nach dem Einsturz der Morandi-Autobahnbrücke weiht Genua den Neubau ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor zwei Jahren stürzte im italienischen Genua eine Autobahnbrücke ein.
- Bei dem Unglück kamen 43 Menschen ums Leben.
- Nun hat die Stadt den Neubau eingeweiht.
Der Schock von Genua ist noch keine zwei Jahre her. Damals starben beim Kollaps der Morandi-Brücke 43 Menschen. Trotz Corona-Krise kann Italien den Neubau zügig eröffnen.
Zu der Veranstaltung am Abend werden Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Giuseppe Conte aus Rom erwartet. Angehörige der Opfer dagegen haben angekündigt, dem Fest fern zu bleiben. Sie kritisieren, dass das Gedenken an die Toten dabei in den Hintergrund rücke.
Die Beton- und Stahlkonstruktion ist gut einen Kilometer lang. Die Fahrbahn überspannt in rund 45 Metern Höhe den Fluss Polcevera und Teile der Hafenstadt in Ligurien.
Autos und Lastwagen in die Tiefe gerissen
Seit dem Einsturz der alten, vierspurigen Brücke am 14. August 2018 war ein Teilstück der wichtigen Autobahn A10 gesperrt. Diese Unterbrechung kann aufgehoben werden, sobald der reguläre Verkehr wieder rollt. Das soll voraussichtlich zwei Tage später, ab 5. August, der Fall sein.
Beim Zusammenbruch waren Autos und Lastwagen in die Tiefe gerissen worden. 43 Menschen starben. Viele Anwohner mussten ihre Wohnungen nahe der Brücke räumen. Die Bilder des Unglücks schockten Italien und gingen um die Welt.
Das neue Bauwerk trägt den Namen San Giorgio, nach einem Schutzheiligen der Stadt. Die Brücke wurde von dem italienischen Stararchitekten Renzo Piano (82) entworfen.
500 Gäste zur Einweihung eingeladen
Die Bauarbeiten gingen auch während der Corona-Pandemie voll weiter. Italien ist von der Viruskrankheit mit offiziell mehr als 35'000 Toten hart getroffen worden. «Wir haben nicht einmal während des Lockdowns aufgehört, weil die Regierung es zu einem Projekt von strategischer Bedeutung erklärt hatte», sagte Nicola Meistro, ein Generalmanager beim Baukonzern Webuild. «Wenn wir in einem normalen Rhythmus gearbeitet hätten, hätten wir zwei- oder dreimal länger für die Brücke gebraucht.»
Zur Einweihung sind nach Medienberichten knapp 500 Gäste geladen, darunter Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa sollte es am Anfang Schweigeminuten geben.
Vertreter der Opferangehörigen hatten bereits am Freitag im Theater Carlo Felice bei der Uraufführung des Liedes «Tante pietre a ricordare» (Viele Steine zum Erinnern) von Ennio Morricone der Toten gedacht. Der Filmmusik-Komponist, der am 6. Juli gestorben war, hatte das Stück aus Anlass der Eröffnung geschaffen. Vertreter der Opfergruppen waren nach eigenen Angaben für Montag zu einem Gespräch mit Staatschef Mattarella geladen.