Deutschlands Recyclingsystem gilt vielen als vorbildlich, kämpft aber mit Problemen. Seit Januar soll das Verpackungsgesetz den Kampf gegen Müllberge voranbringen und für mehr Fairness bei der Finanzierung sorgen. Wie fällt nach einem Vierteljahr die Zwischenbilanz aus?
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Als Folge des neuen Verpackungsgesetzes beteiligen sich mehr Unternehmen als bisher an den Kosten für die Entsorgung und das Recycling von Verpackungen aus Plastik, Papier oder Metall. Foto: Patrick Pleul/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Es gab jahrelang Streit in der Politik und unter Lobbyverbänden, bis das Verpackungsgesetz für mehr Recycling unter Dach und Fach war - und richtig zufrieden war eigentlich keiner.
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Drei Monate nach Inkrafttreten der neuen Regeln zeigt sich, dass es zumindest eines seiner Ziele erfüllt.

Deutlich mehr Unternehmen als bisher beteiligen sich an den Kosten für die Entsorgung und das Recycling von Verpackungen aus Plastik, Papier oder Metall.

Mehr Einträge im Verpackungsregister

Das für Unternehmen, die über Gebühren das Entsorgen und Verwerten von Verpackungen finanzieren, umfasse inzwischen 160.000 Einträge, sagte Gunda Rachut von der Zentralen Stelle der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor seien es nur rund 60.000 Unternehmen gewesen. Die Zentrale Stelle organisiert das Register, das öffentlich einsehbar ist und dazu führen soll, dass Unternehmen sich gegenseitig kontrollieren. «Abmahnungen und Anzeigen nehmen zu», sagte Rachut.

Das Verpackungsgesetz war zum 1. Januar in Kraft getreten. Eigentlich mussten Unternehmen, die Verpackungen auf den Markt bringen, sich auch vorher an den Entsorgungskosten beteiligen - es gab aber massenhaft Trittbrettfahrer. Für das Verpackungsrecycling sind in Deutschland die dualen Systeme verantwortlich, etwa der Grüne Punkt. Wer die Verpackungen in Verkehr bringt, muss Gebühren an die Systeme zahlen. Das Register soll sicherstellen, dass alle zahlen, die müssen - etwa Online-Händler. Sonst drohen Bussgelder und ein Vertriebsverbot.

«Selbstregulierungskräfte» angekurbelt

Für eine echte Bewertung des Gesetzes sei es nach einem Vierteljahr noch zu früh, sagte Rachut. Es bleibe zudem für die Dualen Systeme schwierig, gewinnbringend zu arbeiten. Aber das Gesetz habe «Selbstregulierungskräfte» angekurbelt, die nun Dynamik entfalteten.

Auch der Präsident des Entsorgungsverbands BDE, Peter Kurth, zeigte sich zufrieden: «Endlich greift die Kontrolle», sagte er der dpa. Um die erhöhten Recyclingquoten zu schaffen, die das Gesetz auch vorsieht, müsse aber noch mehr passieren - etwa beim Produktdesign, aber auch bei Sammlung und Sortierung. Verbraucher könnten durch Mülltrennung einen «unverzichtbaren Beitrag» leisten.

In Deutschland fällt viel Verpackungsmüll an

Kaum etwas wird so schnell zu Abfall wie Verpackungen, und mit 220,5 Kilo Verpackungsmüll pro Kopf im Jahr 2016 belegt Deutschland einen Spitzenplatz in der EU. Kaffee und Snacks zum Mitnehmen, kleine Portionen für Single-Haushalte, im Netz bestellen und liefern lassen - all das sind Gewohnheiten, die das Müllaufkommen vergrössern.

Um dagegen anzukommen, sieht das Verpackungsgesetz noch mehr vor als fairere Lastenverteilung: Schilder mit «Mehrweg» und «Einweg» an Supermarktregalen etwa und die schrittweise höheren Recyclingquoten für Glas, Altpapier, Eisenmetalle und Alu, Getränkekartons und für Kunststoffe. Für gut recycelbare Verpackungen sind geringere Gebühren fällig, um diese zu fördern.

Beim Einsparen und Recyling hapert es noch

Geht es also auch beim Umweltschutz voran? «Dem Ziel, Abfälle zu vermeiden, sind wir nicht nähergekommen», sagte der Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, Thomas Fischer. Es fehlten Anreize, Verpackungen einzusparen. Auch bei der Recyclingfähigkeit kämen Hersteller und Händler kaum voran. Die Einhaltung von Mindeststandards sei nicht verbindlich und werde bei der Ausgestaltung der Lizenzentgelte nicht ausreichend stark belohnt.

Viele Getränkehersteller kümmerten sich ausserdem nicht um die Mehrwegquote von 70 Prozent, sagte Fischer. Einwegplastikflaschen in Mehrwegkästen würden «konsequent als Mehrweg beworben», manchmal fehlten die Hinweise auch. «Das Verpackungsgesetz sorgt lediglich dafür, dass die Recyclingquoten an den Stand der Technik angepasst werden», bilanzierte er. «Darüber hinaus bleibt das Gesetz nahezu alles schuldig und das Plastikproblem ungelöst.»

Auch der Verband kommunaler Unternehmen, in dem die kommunalen Entsorger organisiert sind, zeigte sich kritisch: «Wir bezweifeln, dass die aktuellen Instrumente die richtigen sind, um ökologisches Verpackungsdesign und besseres Recycling zu fördern», sagte ein Sprecher. Um die Umwelt zu schützen, müssten Hersteller verpflichtet werden, neue Verpackungen bis zu einem gewissen Anteil aus recyceltem Material zu fertigen.

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