Jahrelang herrschte im Osten Deutschlands Massenarbeitslosigkeit. Doch nun zeichnet sich das Gegenteil ab: Es fehlen immer häufiger Arbeitskräfte.
Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. - Bernd Wüstneck/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der demografische Wandel schlägt in Ostdeutschland deutlich früher und stärker durch als in anderen Teilen der Bundesrepublik.
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«Ostdeutschland ist keine Orchidee, sondern im Wesentlichen ein Frühblüher für die Entwicklung, die wir in Gesamtdeutschland vor uns haben», sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auf der Fachkräftekonferenz Ost in Schwerin.

Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) sprach von einer Zeitenwende. Während Anfang der 2000er bei Quoten um die 20 Prozent der Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit im Vordergrund gestanden habe, rücke nun die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften ins Zentrum. «Wir haben es geschafft, in 32 Jahren aus diesem Landstrich den moderneren Teil Deutschlands zu machen. Mit viel Geld und mit viel Kraft. Jetzt geht es um nichts weniger, als ob diese Lebensleistungen Bestand haben, ob wir diese Erfolgsgeschichte fortschreiben können oder nicht», erklärte der Vorsitzende der Ost-Ministerpräsidentenkonferenz.

Der Fachkräftemangel sei die grösste Bedrohung für den Wohlstand in Deutschland, betonte Heil. Neben der Erschliessung noch brach liegender Potenziale im Inland sei auch eine geordnete Zuwanderung unumgänglich, um künftig den Bedarf an Mitarbeitern zu decken. Dem pflichtete die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles bei: «Wir müssen in der Gesellschaft das Verständnis schaffen, dass Leute zu uns kommen. Wir brauchen eine neue Willkommenskultur.»

Neu geschaffene Stellen bleiben immer häufiger unbesetzt

Das Treffen mit Vertretern aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Arbeitsagenturen war von den ostdeutschen Regierungschefs initiiert worden, um gemeinsam zu beraten, wie der Berufsnachwuchs gesichert werden kann. Infolge geringer Geburtenraten und hoher Abwanderung vornehmlich junger Leute in den Nachwendejahren bleiben frei werdende und neu geschaffene Stellen in ostdeutschen Firmen immer häufiger unbesetzt.

In einem neunseitigen Beschluss wird eine Vielzahl von Massnahmen aufgeführt, mit denen das Fachkräftepotenzial im Osten besser erschlossen werden soll. Dazu gehören eine bessere Berufsorientierung an Schulen, die Senkung der Zahl der Jugendlichen ohne Berufsabschluss, die Beschäftigung ältere Arbeitnehmer und eine ausgedehnte, kontinuierliche Qualifizierung. Nach Angeben von Heil verlassen alljährlich etwa 45 000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss, 1,3 Millionen im Alter zwischen 20 und 30 hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung.

«Ostdeutschland ist mit der demografischen Entwicklung bundesweit voraus. Wir sehen uns als diejenigen, die als erste das Thema Fachkräftebedarf managen müssen und vielleicht auch Impulse für ganz Deutschland geben können», sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) als Gastgeberin.

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