Österreichs Ex-Kanzler Kurz für Deeskalation und Verhandlungen
Das Wichtigste in Kürze
- Sebastian Kurz sieht keine militärische Lösung in der Ukraine und ist für Verhandlungen.
- Putin verfüge über Atomwaffen und sei bereit, alle roten Linien zu überschreiten.
- Kurz nahm den Kremlchef als skrupellos wahr, eine Niederlage sei keine Option für ihn.
Österreichs Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) plädiert im Ukraine-Konflikt für Deeskalation und Verhandlungen. «Jeder, der hier auf eine militärische Lösung drängt, muss sich bewusst sein, dass Russland über Atomwaffen verfügt.» Dies sagte er anlässlich der Vorstellung seines Buches «Reden wir über Politik». Russlands Präsident Wladimir Putin habe schon viele rote Linien überschritten, «von denen kaum jemand geglaubt hat, dass er bereit ist, sie zu überschreiten», warnte er.
Der Krieg verursache «unendliches Leid in der Ukraine», sei aber «auch eine reale Bedrohung darüber hinaus», sagte Kurz gegenüber APA. «Und wenn ich das zusammenrechne, dann ist das eine Ausgangslage, wo ich glaube, dass man alles versuchen sollte – so schwer das auch ist – zu deeskalieren. Um an den Verhandlungstisch zurückzukehren und zu versuchen, noch Schlimmeres zu verhindern», so der ehemalige ÖVP-Obmann.
Er habe Putin oft getroffen, erinnerte der Ex-Politiker, der auch als Aussenminister tätig war. Nach Ausbruch des Krieges müsse man mittlerweile jetzt leider sagen, dass er Putin als jemanden erlebt habe, «der bereit ist, alle roten Linien zu überschreiten, der – glaube ich – auch skrupellos ist. Insofern habe ich durchaus die Sorge, dass schlicht und ergreifend eine Niederlage für ihn keine Option ist.»
«Und insofern wünschen wir uns alle, dass die Ukraine sich verteidigen kann, erfolgreich ist, im Idealfall auch siegreich ist. Aber gleichzeitig wissen wir – glaube ich – alle insgeheim, dass, wenn jemand keine Niederlage akzeptiert und über Atomwaffen verfügt, das im Worst Case eine dramatische Ausgangslage sein kann.»