Papst Franziskus enttäuscht Hoffnungen auf Lockerung beim Zölibat

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Vatikanstadt,

Papst Franziskus hat die Hoffnungen liberaler Katholiken auf eine baldige Lockerung des Zölibats enttäuscht: Im am Mittwoch veröffentlichten Abschlussdokument der Amazonas-Synode griff Franziskus eine entsprechende Empfehlung von Bischöfen nicht auf.

Papst Franziskus im Vatikan
Papst Franziskus im Vatikan - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Franziskus wirft Unternehmen «Verbrechen» im Amazonas-Gebiet vor.

Stattdessen sprach sich das katholische Kirchenoberhaupt für mehr Missionare in der Amazonas-Region aus. Zudem warf Franziskus Unternehmen, die das südamerikanische Gebiet ausbeuten, «Verbrechen und Ungerechtigkeit» vor.

Das mit «Querida Amazonia» (Liebes Amazonien) überschriebene Nachsynodale Schreiben war mit Spannung erwartet worden. Mit Blick auf den Priestermangel in entlegenen Gebieten der Amazonas-Region hatten Bischöfe, Ordensvertreter und Experten bei der Amazonas-Synode im Oktober zur Öffnung des Priesteramts für verheiratete Männer aufgerufen.

Voraussetzung dafür sollte sein, dass die betreffenden Männer bereits als Diakone tätig sind. Überdies verlangten die Bischöfe, dass in der Region die Einführung des Diakonats für Frauen geprüft werden solle.

Im Januar 2019 hatte der Papst sich bereits gegen eine Lockerung des Zölibats ausgesprochen. Dieses sei ein «Geschenk an die Kirche», das nicht «optional» sein könne, sagte er damals. Allerdings deutete er an, dass es für Katholiken in entlegenen Gegenden der Welt Ausnahmen geben könne. Dafür gab er nun jedoch kein grünes Licht, ohne allerdings konkret auf die Empfehlung der Synode dazu einzugehen.

Stattdessen rief er in dem Synodalen Schreiben die Bischöfe auf, «diejenigen, die eine missionarische Berufung zeigen, dazu zu bewegen, sich für das Amazonasgebiet zu entscheiden». Gleichzeitig müssten die Priester besser für «den Dialog mit den Kulturen des Amazonasgebiets» aus- und weitergebildet werden.

Franziskus würdigte auch die «zentrale Rolle» der Frauen in Laienämtern in den Amazonas-Gemeinden. Sie sollten «Zugang zu Aufgaben und auch kirchlichen Diensten haben, die nicht die heiligen Weihen erfordern», erklärte er, ohne jedoch auch hier ins Detail zu gehen.

Der Pontifex griff zudem nationale und internationale Unternehmen, die das ressourcenreiche Gebiet ausbeuten, scharf an. Die Konzerne, «die Amazonien Schaden zufügen und das Recht der ursprünglichen Völker (...) nicht achten, muss man den Namen geben, der ihnen gebührt: Ungerechtigkeit und Verbrechen», heisst es in dem Abschlussdokument.

Wenn die Behörden der Holzindustrie sowie Bergbau- und Erdölunternehmen, «welche die Wälder zerstören und die Umwelt verschmutzen», grünes Licht geben, würden die wirtschaftlichen Beziehungen «zu einem Instrument, das tötet», erklärte der Papst. Franziskus hat sich seit Beginn seiner Amtszeit für arme und an den Rand der Gesellschaft gedrängte Menschen eingesetzt.

Das Nachsynodale Schreiben stiess in Deutschland auf ein geteiltes Echo. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sah darin kein Ende der Debatte über die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester. «Ich habe nicht den Eindruck, wenn ich das lese, dass der Papst das Thema vom Tisch nimmt», sagte Marx am Mittwoch in Bonn.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken bedauerte indes, dass der Papst beim Zölibat «keinen Schritt nach vorne wagt». Leider finde er «nicht den Mut» zu «echten Reformen», hiess es in einer Mitteilung des Laien-Gremiums.

Das Papst-Schreiben dürfte einen Rückschlag für den in Deutschland laufenden sogenannten Synodalen Weg bedeuten, mit dem der Missbrauchsskandal aufgearbeitet werden soll. Dort wird auch über die Ehelosigkeit der Priester diskutiert - konservative Kleriker dürften sich nun darin bestärkt sehen, nicht weiter über die Frage zu diskutieren.

Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bedauerte das Festhalten des Papstes am Zölibat. Er «wäre froh gewesen, wenn angesichts des unvergleichlich grossen Priestermangels im Amazonasraum» verheirateten Männern der Zugang zum Priesteramt ermöglicht worden wäre, sagte Overbeck dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Donnerstagsausgabe).

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