Per April: Lothar Wieler verlässt das Robert Koch-Institut
Der Robert Koch-Institut-Chef Lothar Wieler verlässt das RKI per 1. April auf eigenen Wunsch. Er will sich neu der Forschung und Lehre widmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Es waren drei herausfordernde Corona-Jahre für Lothar Wieler und das RKI.
- Nun kündigt der RKI-Präsident seinen Abschied von dem Posten an.
Lothar Wieler wurde mit der Corona-Pandemie zu einer der wichtigsten Stimmen in Deutschland. Dabei musste der RKI-Chef viel Kritik einstecken. Nun verlässt er auf eigenen Wunsch die zentrale Einrichtung für öffentliche Gesundheit des Bundes.
Das Bundesgesundheitsministerium und das RKI teilten gemeinsam mit, dass Wieler per 1. April das RKI verlassen wird. Er wird sich demnach «neuen Aufgaben in Forschung und Lehre» widmen. Es hiess, dass der Schritt sei in Einvernehmen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erfolgt.
«Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm habe ich über all die Jahre sehr geschätzt», sagte der Minister laut Mitteilung. «Ohne Prof. Wieler wäre Deutschland deutlich schlechter durch diese Pandemie gekommen.
Dafür möchte ich mich auch im Namen der gesamten Bundesregierung ganz herzlich bedanken.» Wieler habe bei der Bewältigung der Pandemie «für das Land bleibende und herausragende Verdienste erworben».
Wieler war in der Corona-Pandemie eine zentrale Figur
«Es war ein Privileg, in dieser Krise an exponierter Position zusammen mit einem motivierten Team hervorragender Experten arbeiten zu dürfen». Dies sagte Wieler laut Mitteilung. Er dankte den RKI-Mitarbeitern für ihren «aussergewöhnlichen Einsatz» und ebenso den Gesundheitsministern, mit denen er habe zusammenarbeiten dürfen.
Wieler war in der Corona-Pandemie eine zentrale Figur. Insbesondere zu Beginn informierte er regelmässig bei Pressekonferenzen über die Entwicklung – stets im Anzug referierte er etwa die Infektionszahlen. Zuletzt trat der 61-Jährige seltener öffentlich in Erscheinung.
Für die Politik war er einer der wichtigsten Berater in Pandemiefragen. Für einige Gegner von Corona-Massnahmen wurde er unterdessen zum Feindbild. Ähnlich wie andere Wissenschaftler, die einen vorsichtigen Kurs im Umgang mit Sars-CoV-2 vertraten.
Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte Wieler im Oktober 2021, auch Morddrohungen hielten ihn nicht von seiner Arbeit ab. «Das Risiko hält mich aber nicht ab von meiner Pflicht. Solange ich Beamter dieses Staates bin, werde ich ihm verantwortungsvoll dienen.»
Was macht Wieler künftig?
Das RKI gehört zum Geschäftsbereich des Bundesgesundheitsministeriums. Diese Struktur war teils auch kritisiert worden. Wiederholt gerieten Wieler und das RKI unter politischen Druck und bekamen Kritik. Auch die Aussagekraft der vom RKI angegebenen Pandemie-Daten wurde immer wieder diskutiert.
Zum Verhältnis von Wieler und Lauterbach gab es immer wieder Spekulationen. In der Diskussion um die Verkürzung des Genesenenstatus Anfang 2022 hatte der Minister von einem «Kommunikationsproblem» gesprochen. Es ging damals darum, dass diese Änderung durch das RKI vorher nicht angekündigt worden war.
Viele Bürger verloren quasi über Nacht ihr Recht, in Restaurants, Bars oder in Fitnessstudios zu gehen. Zuvor hatte es auch vor Bund-Länder-Beratungen zu Corona-Massnahmen Kritik am RKI-Kommunikationsstil gegeben.
Details zu den Zukunftsplänen Wielers wurden nicht genannt. Der Mikrobiologe und Tiermediziner war seit 2015 RKI-Chef. Für eine Übergangszeit werde sein Stellvertreter Lars Schaade den Posten übernehmen, hiess es.
Auf Twitter verwendete das RKI das Stichwort #DankeWieler – zahlreiche weitere Nutzer schlossen sich im Laufe des Nachmittages an.