Polio-Impfungen in Pakistan nach viermonatiger Corona-Pause wieder aufgenommen
Nach viermonatiger Pause wegen der Corona-Pandemie haben die pakistanischen Behörden die Polio-Impfungen wieder aufgenommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Experten über langen Impfstopp besorgt.
In der südpakistanischen Hafenstadt Karachi zogen Impfteams am Montag in Begleitung bewaffneter Polizisten von Tür zu Tür, um Kindern die schützenden Tropfen in den Mund zu träufeln. Dabei hielten sie sich streng an die Auflagen zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus und vermieden jede Berührung mit ihren kleinen Patienten.
Gesundheitsexperten im Land und bei den Vereinten Nationen befürchten, dass die Zahl der Kinderlähmungen durch den monatelangen Stopp des Impfprogramms wieder deutlich steigen könnte. Offiziell wurden in diesem Jahr bislang 60 neue Fälle bestätigt. Doch könnte es nach Einschätzung der Experten Monate dauern, bis die Auswirkungen voll zum Tragen kommen. Laut einem Sprecher des Programms blieben allein 2,8 Millionen Neugeborene bisher ungeimpft.
Pakistan und das benachbarte Afghanistan sind die einzigen Länder, in denen Polio immer noch endemisch ist. Vor allem in Pakistan begegnen viele Menschen den Impfteams mit Misstrauen, seit bekannt wurde, dass der US-Geheimdienst CIA den früheren Al-Kaida-Chef Osama bin Laden mit Hilfe einer vorgetäuschten Impfkampagne aufspürte. Eine generell wachsende Zahl von Impfgegnern weltweit erschwert die Aufgabe zusätzlich.
Nach Angaben des pakistanischen Gesundheitsministers Zafar Mirza hat sich die Corona-Krise in seinem Land inzwischen so weit entschärft, dass das Impfprogramm wieder starten kann. Demnach sollen zunächst alle 800.000 Kinder unter fünf Jahren in den Bezirken Impfschutz erhalten, in denen das Polio-Virus verbreitet ist - darunter in Teilen der Grossstädte Karachi, Lahore oder Quetta. Bis Ende des Jahres soll die Impfkampagne wieder auf das ganze Land ausgeweitet werden.