Polizei in Bukarest setzt Reizgas und Schlagstöcke bei Demo ein
Die Polizei von Rumänien setzt bei einer Grossdemonstration von Auslandrumänen Reizgas und Schlagstöcke ein. Eine Gruppe wollte den Regierungssitz stürmen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Bukares wollen eine Gruppe von Auslandrumänen den Regierungssitz stürmen.
- Die rumänische Polizei reagiert mit Reizgas und Schlagstöcken gegen die Demonstranten.
Bei einer Grossdemonstration der Auslandsrumänen am Freitagabend in Bukarest gegen die Regierung unter Ministerpräsidentin Vasilica Viorica Dancila ist es zu Zusammenstössen mit der Polizei gekommen. Diese setzte massiv Reizgas und Schlagstöcke ein.
Zuvor hatte eine Gruppe eine Absperrung durchbrochen und wollte zum Regierungssitz vordringen. Mindestens 76 Menschen, darunter auch einige Polizisten, wurden bei dem darauffolgenden Einsatz verletzt und mussten vor Ort notverarztet oder in Krankenhäuser gebracht werden.
Als Folge wurde die Stimmung noch explosiver, die Polizei setzte bis zum späten Abend wiederholt Reizgas und kurzfristig sogar Wasserwerfer ein und liess Sondereinsatzkräfte aufmarschieren. Der Polizeieinsatz war auch für das protestgewöhnte Bukarest aussergewöhnlich.
Die etwa 65'000 Demonstranten liessen sich jedoch von Hitze und Reizgas nicht abschrecken und demonstrierten stundenlang vor dem Regierungsgebäude. Auf dem zentralen Siegesplatz war ein riesiges Fahnenmeer zu sehen, da viele Auslandsrumänen auch die Fahnen ihrer Wohnländer schwenkten: Britische, spanische, italienische, US-amerikanische, kanadische, deutsche, belgische, dänische, schwedische, österreichische und viele andere.
«Fort mit der Mafia-Regierung»
Die Menschen riefen «Wir gehen nicht weg«, «Rücktritt», «Fort mit der Mafia-Regierung». Auch die Polizei bekam Sprechchöre ab: «Schämt euch, ihr beschützt Diebe», hiess es wiederholt in Richtung Ordnungshüter.
Die Demonstranten forderten den umgehenden Abgang von Regierungschefin Dancila und ihres Kabinetts, den Rücktritt des vorbestraften sozialdemokratischen Parteichefs Liviu Dragnea als Parlamentspräsident, die Rücknahme der umstrittenen Justizreform und Strafrechtsnovelle, eine hartnäckige Korruptionsbekämpfung sowie Neuwahlen.
Auch in mehreren anderen Städten demonstrierten weitere Zehntausende gegen die sozialdemokratische Regierung.