Uni Heidelberg: Amokläufer war erst 18 Jahre alt – Studentin tot

Ein Student drang am Montag in einen Hörsaal der Uni Heidelberg (D) ein. Der 18-Jährige verletzte drei Personen und erschoss eine Studentin mit einer Waffe.

Amoklauf auf Uni-Campus in Heidelberg mit mehreren Verletzten
24.01.2022, Baden-Württemberg, Heidelberg: Ein Rettungswagen steht am Gelände des Botanischen Gartens der Heidelberger Universität. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein 18-Jähriger verletzte an der Uni Heidelberg (D) drei Menschen.
  • Eine 23-jährige Studentin hatte er zudem am Kopf getroffen. Sie starb am Nachmittag.
  • Wie die Polizei mitteilt, ist der Täter tot. Er soll sich selbst erschossen haben.

Bei einem Amoklauf in einem Hörsaal der Universität Heidelberg hat ein junger Mann eine Frau erschossen und drei Menschen verletzt. Der 18 Jahre alte deutsche Student sei am Montagmittag mit einem Gewehr in einen Hörsaal mit etwa 30 Menschen gestürmt und habe um sich geschossen, teilte die Polizei mit.

Der mutmassliche Täter habe bei der Tat zwei Langwaffen dabeigehabt, darunter eine Schrotflinte, sagte Siegfried Kollmar, Polizeipräsident des Präsidiums Mannheim, bei einer Pressekonferenz am Abend in Mannheim. Das Geschehene sei «an Tragik nicht mehr zu überbieten».

Eine 23 Jahre alte Frau erlag nur wenige Stunden nach der Tat ihren schweren Verletzungen. Der 18-Jährige nahm sich nach Polizeiangaben selbst das Leben. Die Ermittler machten zunächst keine Angaben zu einem möglichen Motiv. Dafür sei es noch zu früh, sagte Andreas Herrgen, Leiter der Staatsanwaltschaft Heidelberg.

Die Polizei geht davon aus, dass der 18-Jährige seine Waffen aus dem Ausland bezogen hat. Demnach soll er sie kurz vor der Tat erworben haben. Weder er noch seine Angehörigen hätten Waffen besitzen dürfen. Er sei nicht vorbestraft gewesen.

Amoklauf auf Uni-Campus in Heidelberg mit mehreren Verletzten
dpatopbilder - 24.01.2022, Baden-Württemberg, Heidelberg: Fahrzeuge der Polizei stehen am Gelände der Heidelberger Universität. - dpa

Die Tatwaffe soll eine Schrotflinte gewesen sein. Der Mann hatte noch mehr als 100 Schuss Munition dabei. Warum er mit dem Schiessen aufgehört habe, wisse man noch nicht, sagte Kollmar. Das sei spekulativ, es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass eine bestimmte Person getroffen werden sollte. Der 18-Jährige hätte noch nachladen können.

Die Ermittler machen noch keine Angaben zu einem möglichen Motiv für den Amoklauf an der Heidelberger Universität. Dafür sei es noch zu früh. Es gebe noch keine belastbaren Informationen dazu.

Weil bei der Leiche des jungen Mannes ein Rucksack mit unbekanntem Inhalt gewesen sei, habe die Polizei lange nicht zu dem Toten gekonnt. Es hätte sich um Sprengstoff handeln können, erklärte Kollmar. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg habe daher auch Entschärfer geschickt, die den Rucksack untersuchten.

Tat kurz vorher per Whatsapp angekündigt

Kurz vor dem Amoklauf in Heidelberg soll der Schütze seine Tat angekündigt haben. Nach Angaben der Polizei schickte er unmittelbar zuvor eine Whatsapp-Nachricht an «eine Person». Er habe geschrieben, «dass Leute jetzt bestraft werden müssen», sagte Siegfried Kollmar, Präsident des Polizeipräsidiums Mannheim, bei einer Pressekonferenz am Montagabend in Mannheim. In der Nachricht habe er sich ausserdem eine Seebestattung gewünscht.

«Auch das werden wir noch verifizieren müssen, auch das werden wir noch nachvollziehen müssen», betonte Kollmar. «Wir werden sein Umfeld jetzt durchleuchten in den nächsten Tagen, mit Hochdruck.» Die Ermittler wollen alle seine Aufenthaltsorte und Gesprächspartner der vergangenen Tage überprüfen.

Amokläufer erschiesst in Heidelberg einen Menschen, drei Verletzte
24.01.2022, Baden-Württemberg, Heidelberg: Polizisten stehen neben Krankenwagen und Fahrzeugen der Feuerwehr auf dem Gelände der Heidelberger Universität an einem Eingang zu einer Klinik, die sich auf dem Campus befindet. - dpa

Das Neuenheimer Feld vor den Toren der Heidelberger Altstadt war am Nachmittag weiträumig abgesperrt. Die Polizei forderte Autofahrer auf, das Gelände zu umfahren, damit Rettungskräfte freie Fahrt haben. Die Polizei richtete eine Hotline für Angehörige ein. Am Gelände der Universität standen Dutzende Polizei- und Krankenwagen. Experten untersuchten den Rucksack, auch ein Gewehr war auf Bildern zu sehen. Vor den Absperrungen standen junge Leute beisammen.

Scholz: «Zerreisst mir das Herz»

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich tief betroffen und versprach eine schnelle Aufklärung der Tat. «Meine Gedanken sind bei den Familien und ihren Angehörigen. Wir sind an Ihrer Seite.» Innenminister Thomas Strobl (CDU) ergänzte: «Für die Verletzten und die Beteiligten, auch die im Tutorium dabei waren, hoffe ich auf baldige Genesung an Leib und Seele.» Es sei eine «entsetzlich belastende Situation».

Bundeskanzler Scholz sagte: «Es zerreisst mir das Herz, solch eine Nachricht zu erfahren.» Der SPD-Politiker sprach den Angehörigen, den Opfern und den Studentinnen und Studenten der Universität Heidelberg sein Beileid aus.

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