Nach der Amoktat mit 14 Toten in Prag stellt die Polizei die Ermittlungen ein. Der Täter handelte alleine und tötete zuvor seinen Vater.
Prag
Ein bewaffneter Polizist bewacht nach dem Massaker die Universität von Prag. - keystone

Ein halbes Jahr nach der Amoktat an der Karls-Universität in Prag mit 14 Todesopfern hat die tschechische Polizei das Ermittlungsverfahren eingestellt. Es gebe keine Hinweise auf weitere Täter, sagte der Leiter der Mordkommission der Kriminalpolizei, Ales Strach, am Donnerstagabend.

Kurz vor Weihnachten hatte ein schwer bewaffneter Schütze im Hauptgebäude der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität 14 Menschen getötet. Der 24 Jahre alte Student der Geschichtswissenschaft erschoss sich danach selbst.

Man halte es für eindeutig erwiesen, dass der Schütze zuvor seinen Vater im Elternhaus in Hostoun bei Prag ermordet habe, sagte Strach. Zudem habe der junge Mann bereits am 15. Dezember 2023 einen Spaziergänger und dessen zwei Monate alte Tochter in einem Waldstück in Prag-Klanovice erschossen.

In den vergangenen Monaten seien Hunderte Zeugen befragt und vernommen worden. Einem Gutachten zufolge soll der Student von Gewalt fasziniert gewesen sein. Er habe kaum soziale Kontakte gehabt.

Polizei konnte Tat nicht verhindern

Polizeipräsident Martin Vondrasek schloss schwerwiegende Fehler beim Einsatz gegen den Amokläufer aus. Es sei für die Polizei «objektiv nicht möglich gewesen», die Tragödie zu verhindern. Kritiker wenden ein, dass die Beamten bereits vor der Amoktat nach dem späteren Schützen fahndeten, weil sie ihn des Mordes an seinem Vater verdächtigten und für suizidgefährdet hielten. Nun mussten die Ermittler einräumen, dass eine Polizeistreife das Fakultätsgebäude wieder verliess, um einer anderen «heissen Spur» nachzugehen. Zu diesem Zeitpunkt habe sich der Täter bereits im vierten Stock aufgehalten.

Zu einer hitzigen Debatte kam es in einer Sitzung des Sicherheitsausschusses des Parlaments zu dem Thema. Die Mutter einer getöteten Studentin warf Innenminister Vit Rakusan und Polizeipräsident Vondrasek einen Mangel an Empathie und Selbstreflexion vor, wie die Agentur CTK berichtete. Sie forderte die beiden zum Rücktritt auf. Vertreter der grössten Oppositionspartei ANO warfen der Regierung vor, intransparent zu informieren.

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