Vor einer Woche äusserte Jérôme Boateng sich und bestritt Gewaltvorwürfe seiner Ex-Partnerin. Jetzt hat das mutmassliche Opfer vor Gericht das Wort bekommen.
Vor dem Landgericht München I geht der Prozess um Körperverletzung gegen Fussball-Profi Jérôme Boateng weiter.
Vor dem Landgericht München I geht der Prozess um Körperverletzung gegen Fussball-Profi Jérôme Boateng weiter. - Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Im Körperverletzungsprozess gegen Fussball-Weltmeister Jérôme Boateng hat seine Ex-Partnerin erneut schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben. Er habe sie im gemeinsamen Karibik-Urlaub im Juli 2018 geschlagen, angespuckt, sie beleidigt und ihr in den Kopf gebissen, sagte die Frau vor dem Landgericht München I. Ausserdem habe er ein grosses Windlicht und eine Kühltasche nach ihr geworfen.

«Ich hab geweint, richtig doll, ich hab mich auch erschrocken», sagte die Frau. «Er hat weiter geschrien, hat weiter gewütet.» Sie habe sich an den Glasscherben des zerbrochenen Windlichts geschnitten, Hämatome und Schürfwunden erlitten. Er habe ihr gedroht, er werde dafür sorgen, dass die gemeinsamen Kinder in ein Heim kommen, wenn sie ihn wegen des Vorfalls anzeigen sollte.

Boateng Vorwürfe entschieden abgestritten

Als sie das sagte, brach die Frau im Gerichtssaal in Tränen aus. Die Sitzung wurde für ein paar Minuten unterbrochen. Noch aus dem Urlaub habe sie dann ihre Familienanwältin angerufen, eine Verletzung am Auge dokumentiert – und Boateng schliesslich im Oktober angezeigt.

Boateng hatte die Vorwürfe, die die Mutter seiner Zwillingstöchter gegen ihn erhebt, am ersten Prozesstag vor einer Woche entschieden abgestritten. Er gab an, sich nur gegen einen Angriff seiner damaligen Partnerin gewehrt und sie weggeschubst zu haben – sie habe ihn an der Lippe verletzt. Für dieses Schubsen entschuldigte er sich. In seiner ausführlichen Einlassung vor Gericht hatte er von einem «Albtraum» gesprochen und Gewaltvorwürfe bestritten.

Prozess zieht sich

Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit dem Vorfall in einem Karibik-Urlaub im Jahr 2018 befasst. Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Klub US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich also schon lange hin. 2019 wurde Anklage erhoben, 2021 verhängte das Amtsgericht München eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30'000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.

Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10'000 Euro. Insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil und der Prozess wurde ein weiteres Mal aufgerollt.

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