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SBB und Zentralbahn wird jetzt Alters-Diskriminierung vorgeworfen

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Luzern,

Vier Luzerner Schülerinnen werden gebüsst, weil sie mit Billetts für die 2. Klasse in der 1. einsteigen. Jetzt wird der SBB Diskriminierung vorgeworfen.

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Vier Teenagerinnen wurden gebüsst, weil sie mit Billetts für die zweite Klasse in der ersten einstiegen. Jetzt gibt es neue Vorwürfe. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vier Teenies sind in einem Zug gebüsst worden, weil sie in der ersten Klasse einstiegen.
  • Eine Mutter wirft der Bahn vor, die Schülerinnen sofort abgefangen zu haben.
  • Jetzt kommt der nächste Vorwurf: Altersdiskriminierung.

Der Zwischenfall sorgt für Kopfschütteln: Die Zentralbahn hat vier Teenagerinnen 75-Franken-Bussen ausgestellt – weil sie mit 2.-Klasse-Billetts in der 1. eingestiegen sind.

Grund für den Wirbel: Die Mutter einer Betroffenen beteuert, die 2. Klasse sei überfüllt gewesen. Deshalb hätten die Teenies den Eingang der ersten Klasse benutzen und wechseln wollen.

Bist du schon einmal ohne gültiges ÖV-Billett erwischt worden?

Doch sie seien «sofort» von zwei Kontrolleurinnen «abgefangen» und gebüsst worden, wie das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» berichtete.

Laut SBB ist es zwar erlaubt, in der 1. Klasse einzusteigen und dann in die 2. zu wechseln.

Sowohl SBB als auch Zentralbahn betonen aber, dass die Bussen rechtmässig seien.

«Diskriminierung einzelner Gruppen»

Das Vorgehen sorgt für Diskussionen – auch im Gemeinschaftsforum auf der Webseite der SBB. Dort ist ein User überzeugt: Die Kontrolleurinnen hätten die Schülerinnen diskriminiert.

Er findet, die SBB habe «total überreagiert», schreibt er ins Forum. «Ich sehe darin sogar eine Diskriminierung einzelner Gruppen.»

Denn: «Ich glaube nicht, dass die SBB-Mitarbeitenden* gleich reagiert hätten, wenn es sich beispielsweise um ältere Touristinnen gehandelt hätte.»

In anderen Worten: Der Nutzer findet, das Unternehmen der SBB habe die Teenager aufgrund ihres jungen Alters derart bestraft.

Teenies fahren oft schwarz

Die Zahlen der ÖV-Branchenorganisation Alliance Swisspass zeigen, dass auffällig viele Teenies Schwarzfahren.

Sprecherin Michaela Ruoss sagt auf Anfrage von Nau.ch: «2024 waren es in 34,9 Prozent der Fälle Jugendliche und junge Erwachsene, die ohne gültiges oder mit teilgültigem Billett reisten.»

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Fast 35 Prozent der Schwarzfahrerinnen und -fahrer waren letztes Jahr Jugendliche und junge Erwachsene. (Archivbild) - keystone

58,3 Prozent der Fälle entfielen auf die der Altersgruppe 26 bis 64. 2,5 Prozent der Fälle auf Fahrgäste ab 65.

Die Alterskategorie ab Jugendalter bis 25 umfasst etwas mehr als zehn Jahre, die nächste Kategorie fast 40 Jahre. Da sind die knapp 35 Prozent doch ein grosser Anteil.

Fassen da die ein oder anderen Kontrolleurinnen und Kontrolleure vielleicht tatsächlich Vorurteile gegenüber Jugendlichen?

Zentralbahn und SBB weisen Vorwurf zurück

Sowohl die Zentralbahn als auch die SBB weisen die Altersdiskriminierungs-Vorwürfe zurück.

Thomas Keiser von der Zentralbahn betont gegenüber Nau.ch: «Der Fall der Jugendlichen wurde wie andere Fälle behandelt. Die Gleichbehandlung aller Reisenden ist eine zentrale Rahmenbedingung im öffentlichen Verkehr.»

Auf die Frage, ob das Zugpersonal bezüglich Vorurteilen geschult werde, erklärt er, dass es regelmässig an Weiterbildungen teilnehme.

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Die SBB verweist auf ihre Benutzerordnung – die gelte für alle. Hier ein Auszug. - SBB

«Dabei werden unter anderem die Sozialkompetenzen geschult und verbessert.» Eine «neutrale Haltung» sei wichtig.

Auf Anfrage äussert sich die SBB nicht zum Fall, da es dabei um «Handlungen des Personals anderer Bahnen» gehe.

Den Vorwurf des Nutzers weist SBB-Sprecher Reto Schärli jedoch von sich: «Die SBB behandelt alle Reisenden gleich. Die Regeln sind für alle dieselben.»

Er erinnert an die Benutzerordnung, die in jedem Wagen der SBB-Züge angebracht ist.

«Altersdiskriminierung betrifft Menschen jeden Alters»

Übrigens: Altersdiskriminierung ist in der Schweiz nicht nur im ÖV Thema. Es gibt gar Organisationen, die sich dagegen einsetzen.

So zum Beispiel die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft SGG, die für gesellschaftlichen Zusammenhang steht.

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Was ist Altersdiskriminierung eigentlich? Die SGG erklärt. - Youtube / SGG-SSUP

Dragana Maric vom SGG-Generationenprogramm Intergeneration sagt zu Nau.ch: «Vorurteile entstehen, wenn bestimmte Merkmale Altersgruppen zugeschrieben werden.»

Diese Vorurteile könnten zu benachteiligendem Verhalten führen. «Besonders betroffen sind Kinder, Jugendliche und ältere Menschen.»

Bist du schon einmal wegen deines Alters diskriminiert worden?

Bei Jugendlichen zeige sich das zum Beispiel in Diskussionen über Ausgeh- oder Aufenthaltsverbote im öffentlichen Raum.

Ein Beispiel: «Ihnen wird oft pauschal Littering vorgeworfen», sagt Maric. Einschränkungen im öffentlichen Raum würden für Jugendliche oft leichter beschlossen.

Lehrer zahlen Teenies Busse

Übrigens: Obwohl die Bahnunternehmen an den Bussen für die Teenagerinnen festhalten, wurden sie inzwischen fast halbiert. Statt je 75 Franken schulden sie nun noch je 35.

Bezahlen müssen sie nicht selbst: Der Verein Lehrernetzwerk, der das Vorgehen scharf kritisiert, übernimmt die Kosten.

*Anmerkung der Redaktion: Die Teenagerinnen wurden von Zentralbahn-Mitarbeitenden gebüsst. Die SBB ist jedoch Hauptbesitzerin des Bahnunternehmens.

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Kommentare

User #2942 (nicht angemeldet)

Die AAGU soll den OTTOS Buss nächstens Entklebben. Ist Bewusst das Werbung Geld Bringt. Aber Fagrgäste sehen nichts!!!!!!!!!!! Saurrei ist das Voll Zu Geklebbt.

User #4901 (nicht angemeldet)

Wie ist die Geschichte genau abgelaufen? Wollten die Teenager zufälligerweise genau dann wechseln, als sie einen Kontrolleur sahen? Solche einseitigen Storys, bei denen auf eine Seite eingeschimpft wird obwohl niemand ausser den Betroffenen weiss was genau vorgefallen ist, kann ich nicht ernstnehmen.

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