Radioaktiver Abfall überfordert Europa
Tonnenweise radioaktiver Abfall wird in Europa derzeit zwischengelagert. Ein Endlager gibt es jedoch immer noch nicht. Eine Lösung drängt.
Das Wichtigste in Kürze
- 60'000 Tonnen radioaktiver Abfall wird in Europa derzeit zwischengelagert.
- Eine Lösung des Lagerung-Problems gibt es derweilen noch nicht.
Mehr als 60'000 Tonnen hochradioaktiver Müll aus Atomkraftwerken werden einem Bericht zufolge derzeit in Europa gelagert. Dies ohne dauerhafte Lösung für die Entsorgung. Finnland sei weltweit das einzige Land, das ein Endlager für diese Abfälle baue. Das heisst es im «World Nuclear Waste Report», den die Heinrich-Böll-Stiftung am Mittwoch in Brüssel vorstellte.
Antwort auf Lagerung drängt
Die Frage nach langfristige Lagerung dränge zunehmend, da einige europäische Zwischenlager mittlerweile fast voll seien. heisst es in dem knapp 150-seitigen Papier. Ein Grossteil des hochradioaktiven Mülls ist dem Bericht zufolge in sogenannten Abklingbecken an den Kraftwerken deponiert. Neben den abgebrannten Brennstoffen fallen in Atommeilern auch schwacher radioaktiver Abfall an, der ebenfalls entsorgt werden müssen.
Auch für die Entsorgungskosten gibt es europaweit keine einheitliche Lösung, wie es weiter hiess. Die meisten Regierungen beriefen sich zwar auf das sogenannte Verursacherprinzip, wonach Kraftwerksbetreiber für die Entsorgung aufkommen müssten. Vielerorts werde dieses Prinzip jedoch nicht konsequent umgesetzt – zum Nachteil der Steuerzahler.
Radioaktiver Abfall häuft sich an
Bis die letzten der laufenden Reaktoren vom Netz gegangen sind, könnte sich noch viel radioaktiver Abfall anhäufen. Den Autoren zufolge könnte der europäische Atommüllberg bis dann so gross wie ein Fussballfeld und über 900 Meter hoch sein. Gemeinsam mit Frankreich, Grossbritannien und der Ukraine sei Deutschland für einen Grossteil dieses strahlenden Mülls verantwortlich.
Der «World Nuclear Waste Report» beschäftigt sich mit Daten verschiedener europäischer Länder innerhalb und ausserhalb der EU. Ein besonderer Fokus liegt unter anderem auf Deutschland, Frankreich, Tschechien und der Schweiz. Mitfinanziert wurde der Bericht von den Europäischen Grünen.