Rapper Nas gibt sich auf «King's Disease» gelassen

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Deutschland,

US-Rapper Nas hielt nie mit seinen kritischen Ansichten zu Politik und Gesellschaft hinterm Berg. Sein 13. Soloalbum ist derweil kein wütendes Kriegsgeschrei, sondern ein eher gelassener Appell ans afroamerikanische Selbstbewusstsein.

«King’s Disease»: Nas hat ein neues Soloalbum vorgelegt. Foto: Handout/Mass Appeal/dpa
«King’s Disease»: Nas hat ein neues Soloalbum vorgelegt. Foto: Handout/Mass Appeal/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Von jeher trat die Gicht, auch bekannt als die «Krankheit der Könige», eher in Zeiten des Überflusses und des Wohlstands auf.

Sie galt als ein Leiden der Privilegierten und Reichen, die sich einen gewissen Lebensstil leisten konnten.

Wenn der angesehene Rapper Nas sein 13. Soloalbum nun «King’s Disease» nennt - führt er dann die Probleme seines Heimatlandes USA auf akute Übersättigung zurück?

Oder: Hat der relative Wohlstand das Land nach seiner Meinung krank gemacht, ist für ihn deswegen Donald Trump an der Macht? Auf dem Track «The Definition» rappt Nas (46): «Du musst nicht reich sein, um es zu kriegen. Es reicht das Zuviel, dann kriegst du’s.»

Nas (bürgerlich: Nasir bin Olu Dara Jones) hat bereits politischere Platten herausgebracht. Darunter das im Sommer 2008, vor der Wahl des ersten afroamerikanischen US-Präsidenten Barack Obama, veröffentlichte Album, das eigentlich den Titel «Nigger» tragen sollte. Angesichts harscher Kritik aus allen Lagern veröffentlichte Nas das Album schliesslich ohne Titel.

Aber Hip-Hop ist jetzt der Soundtrack zur omnipräsenten «Black Lives Matter»-Bewegung, und ein stets politisch reimender Künstler wie Nas kann angesichts der Verhältnisse so kurz vor einer entscheidenden Präsidentenwahl im November 2020 wohl auch nicht stumm bleiben. So heisst es auf dem Titeltrack «King’s Disease»: «Also, darf ich atmen? Darf ich gehen? Darf ich sprechen? Darf ich reden? Darf ich angeben, ohne dass du willst, dass meine Umrisse mit Kreide nachgezogen werden?» Nas fragt sich, ob er in Amerika als Afroamerikaner einfach nur existieren darf, ohne in Lebensgefahr zu geraten.

Die erste Single-Auskopplung ist das beste Beispiel für die thematische Stossrichtung des recht kurzfristig Ende August erschienenen Albums: «Ultra Black» ist kein zorniges Klagelied gegen Polizeigewalt und Rassismus, sondern eine eher positiv gehaltene Hymne zum Thema «Black is beautiful» und zu den Errungenschaften afroamerikanischer Kultur.

«Wir sind tiefschwarz, darauf muss ich anstossen. Wir gehen nicht unter und zerbrechen nicht. Wir packen den Moment beim Schopf, sch... drauf durchzudrehen»: Nas benennt Missstände, aber das grosse Ausrasten, der zornige Rap-Rundumschlag bleibt aus. Er ruft dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Das spiegelt sich auch im rein Musikalischen wider: Die Grundstimmung ist eher melodisch und gelassen. Nas holte sich für die Produktion des gesamten Albums Hit-Boy ins Boot, der bereits für Jay-Z, Beyoncé und Travis Scott Beats lieferte. So klingt das Album auch wie aus einem Guss.

Auf dem vorletzten Track «The Cure» fasst Nas seine Haltung so zusammen: «Wir machen viel durch. Und keiner will wirklich wissen, was wir durchmachen. Und das ist auch okay.» Das mag fatalistisch klingen, hat aber auch den Klang des Abgeklärten.

Nas ist seit der Veröffentlichung seines gefeierten Erstlingswerks «Illmatic» von 1994 zu einem der wenigen US-Rapper avanciert, die trotz frühen Erfolgs immer am Ball geblieben sind und konstant abgeliefert haben. 13 Soloalben in 27 Jahren sind kein Pappenstiel.

Vielleicht hätte man sich aber doch gewünscht, dass Nas wieder den zornigen Strassenrapper von einst von der Leine lässt, der im wilden New Yorker Ghetto Queensbridge aufwuchs und nun ein paar lyrische Backpfeifen verteilt. Aber letztlich ist Nas zu erfahren, um Vergangenes nochmal aufwärmen zu wollen. Es hätte wohl aufgesetzt gewirkt.

Insgesamt ist «King’s Disease» ein durchdachtes und aufgeräumtes 13-teiliges Werk eines fast 47 Jahre alten Rappers, der sein Handwerk versteht und viel zu erzählen hat. Aber eine wirkliche Antwort darauf, worauf er mit der Metapher der «Krankheit der Könige» im Albumtitel hinauswill, bleibt Nas schuldig.

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taschendiebin
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