Razzia gegen italienische Mafia 'Ndrangheta
Das Wichtigste in Kürze
- Unter anderem in Deutschland wurden am Mittwochmorgen bundesweite Razzien durchgeführt.
- Die Polizei will damit gegen die Mafia vorgehen.
Ermittler in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Belgien sind am Mittwoch mit einer grossangelegten Razzia gegen Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta vorgegangen. Es habe mehrere Festnahmen und Durchsuchungen gegeben, teilte das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mit. In Deutschland gab es Einsätze in Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Gemäss der italienischen Polizei wurden insgesamt 90 Menschen festgenommen. Bei der Aktion gegen die kalabrische 'Ndrangheta seien Verdächtige in Italien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und in Ländern Südamerikas gefasst worden, teilte die Polizei am Mittwoch auf Twitter mit. Ihnen wird unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und die Zugehörigkeit zu einer Mafiaorganisation vorgeworfen.
Codenamen «Pollino»
Die Europäische Justizbehörde Eurojust koordinierte die internationale Aktion mit dem Codenamen «Pollino». International habe es zahlreiche Festnahmen und Beschlagnahmungen gegeben. Das sei das Ergebnis «einer intensiven gemeinsamen Ermittlungsarbeit, die im Jahr 2016 begann und europaweit koordiniert wurde», hiess es in einer Pressemitteilung von Eurojust.
Die Europäische Justizbehörde Eurojust wolle um 12 Uhr heute Mittwoch in Den Haag über die Ermittlungen informieren. Das BKA wollte am Nachmittag (15 Uhr) Details bekanntgeben. Wie viele Verdächtige festgenommen wurden und wo genau die Durchsuchungen waren, wurde zunächst nicht bekannt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa gab es auch in Südamerika Einsätze.
Mächtiger Mafia-Clan aus Kalabrien
Die 'Ndrangheta gehört zu den mächtigsten Mafia-Organisationen der Welt und ist längst international über die Grenzen Italiens hinaus aktiv. Beheimatet ist sie in der Region Kalabrien, der Spitze des italienischen «Stiefels» auf dem Festland gegenüber der Insel Sizilien.
Sie dominiert den internationalen Drogenhandel, verdient ihr Geld aber auch mit Waffenhandel, Geldwäsche und durch Korruption. Experten schätzen, dass die 'Ndrangheta jährlich einen weltweiten Umsatz zwischen 50 und 100 Milliarden Euro macht. Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI hat sie etwa 6000 Mitglieder in 160 sogenannten Clans. Diese hängen über Familienbande miteinander zusammen.
Die 'Ndrangheta hat auch in Deutschland ein festes Standbein. Clans der Organisation waren etwa für die Mafia-Morde von Duisburg verantwortlich, bei denen 2007 sechs Menschen vor einer Pizzeria erschossen wurden.