Rennen um Johnson-Nachfolge geht ins Halbfinale
Kurz bevor sich die britischen Abgeordneten in die Sommerpause verabschieden, steht noch eine zukunftsträchtige Entscheidung an: Wem geben die Tories die Chance, Boris Johnson als Premier zu beerben?
Das Wichtigste in Kürze
- Wer wird künftig im Vereinigten Königreich regieren? Mit einer letzten Abstimmung will die Tory-Fraktion heute zwei Finalisten im Rennen um die Nachfolge von Boris Johnson küren.
Die drei verbliebenen Kandidaten stellen sich dafür noch ein letztes Mal dem Votum ihrer Fraktionskollegen. Mit dem Ergebnis der Abstimmung wird um 17.00 Uhr MESZ gerechnet.
Wer letztlich der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Johnson in der Downing Street wird, sollen danach die Mitglieder der konservativen Tory-Partei in einer Stichwahl entscheiden. Das Ergebnis wird am 5. September erwartet.
Als beinahe schon gesetzt für die Endrunde gilt Ex-Finanzminister Rishi Sunak. Um den zweiten Platz konkurrieren Aussenministerin Liz Truss und Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt. Entscheidend dürfte sein, wer die meisten derjenigen Abgeordneten hinter sich bringen kann, die zuletzt für die Abgeordnete Kemi Badenoch gestimmt hatten.
Die dem rechten Rand der Partei zugehörige Politikerin war bei einer Fraktionsabstimmung am Dienstag aus dem Rennen geflogen. Einige Beobachter rechnen mit einem Schub für Liz Truss, da diese ebenfalls dem rechten Parteiflügel zugerechnet wird. Viele britische Kommentatoren halten das Rennen jedoch weiterhin für offen.
Tory-Partei sorgt sich ums Image
Anfang der kommenden Woche will die BBC ein TV-Duell der beiden letzten Kandidaten übertragen, zu dem sich die Bewerber bereits theoretisch bereit erklärt haben. Sunak und Truss hatten eine für Dienstagabend geplante Debatte bei Sky News hingegen abgesagt, woraufhin die ganze Sendung platzte.
Zu gross waren die Sorgen, die Partei könne sich mit den erhitzten Debatten selbst mehr schaden als nützen. Die oppositionelle Labour-Partei sorgte bereits mit einem Zusammenschnitt der Debatten für Aufsehen, indem sie aus Debattenschnipseln der konservativen Partei eine miese Bilanz ihrer vergangenen Regierungsjahre ausstellte.
Schlechte Nachrichten für Sunak brachte das Ergebnis einer Umfrage unter Tory-Parteimitgliedern des Meinungsforschungsinstituts Yougov am Dienstag. Demnach dürfte er bei der Stichwahl unterliegen - egal, welche der beiden Frauen gegen ihn antritt. Wie viele Mitglieder die Tory-Partei derzeit hat, ist unklar. Bei der letzten Parteichef-Wahl im Jahr 2019 waren es rund 160.000 Mitglieder.