Russen demonstrieren mit Lichtern und Herzen für Kremlgegner Nawalny
Am Valentinstag haben Alexej Nawalnys Anhänger in mehreren Orten mit abendlichen Taschenlampen-Spaziergängen ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntagnachmittag bildeten Feministinnen in Moskau und St. Petersburg Menschenketten.
- Die Aktion war Nawalnys Frau und allen politischen Gefangenen gewidmet.
- In der Grossstadt Chabarowsk legten Menschen mit Teelichtern Herzen in den Schnee.
Anhänger des inhaftierten russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny haben am Valentinstag mit abendlichen Taschenlampen-Spaziergängen ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht. Nawalnys Team postete am Sonntag auf Telegram zunächst Fotos von Aktionen im äussersten Osten Russlands, wo es aufgrund der Zeitverschiebung bereits mehrere Stunden früher dunkel war als in der Hauptstadt Moskau. In der Grossstadt Chabarowsk nahmen demnach zahlreiche Menschen das Aktionsmotto «Liebe ist stärker als Angst» wörtlich und legten mit Teelichtern Herzen in den Schnee.
In Moskau und St. Petersburg bildeten Feministinnen bereits am Nachmittag Menschenketten, um ihre Solidarität mit Nawalnys Frau Julia zum Ausdruck zu bringen, die nun voraussichtlich jahrelang von ihrem Mann getrennt sein wird. Die Aktion war auch allen politischen Gefangenen gewidmet. In Moskau nahm Medienberichten zufolge auch die prominente Lokalpolitikerin Julia Galjamina teil, die im vergangenen Jahr mit ihrem Widerstand gegen die vom Präsidenten Wladimir Putin initiierte Verfassungsänderung für Aufsehen gesorgt hatte.
In der etwa 700 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Stadt Kasan nahmen Polizisten laut der Bürgerrechtsorganisation OWD-Info nach einer genehmigten Kundgebung gegen politische Repressionen neun Menschen fest.
Insgesamt über 11'000 Festnahmen
Nawalny war vor knapp zwei Wochen in einem im Westen heftig kritisierten Prozess zum Verbüssen einer dreieinhalbjährigen Straflagerhaft verurteilt worden. Er soll gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstossen haben, während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte. Ihm werden aber ein mehrmonatiger Hausarrest und Haftzeiten angerechnet, sodass seine Anwälte von zwei Jahren und acht Monaten im Straflager ausgehen.
Bei Massendemonstrationen für die Freilassung Nawalnys waren Sicherheitskräfte teils brutal gegen friedliche Menschen vorgegangen, es gab insgesamt mehr als 11'000 Festnahmen. Die dezentrale Valentinstagsaktion sollte für die Teilnehmenden ungefährlicher sein.