Russische Piloten sollen ihre Flugzeuge selber reparieren
Not macht erfinderisch: In der russischen Regionalluftfahrt soll das Cockpitpersonal künftig auch Reparaturen selber erledigen. So schlägt es ein Politiker vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Ersatzteil- und Reparaturmarkt ist für Russland wegen der Sanktionen nicht zugänglich.
- Darum sollen Piloten ihre Flugzeuge künftig selber reparieren, fordert ein Politiker.
- Die Idee zur Multifunktionalität kommen in Russland nicht gut an.
Die Sanktionen gegen Russland treffen auch die Luftbranche hart: Ersatzteile für Passagier- und Frachtjets sind derzeit nicht zu kriegen. Die beiden grössten Hersteller Airbus und Boeing haben die Lieferungen eingestellt.
Darum hat man in Russland bereits damit begonnen, die eigenen Flugzeuge für Ersatzteile auszuschlachten.
Das Problem dabei: Wer die Flugzeuge reparieren soll, ist offenbar nicht klar. Die Russen finden keine geeigneten Mechaniker.
Kein Problem, findet zumindest der stellvertretende Minister für Industrie und Handel, Oleg Bocharov. Piloten seien «vielseitige Kämpfer» und sollen deshalb ihre Flugzeuge künftig selber reparieren, fordert der Politiker.
Dafür müsse man sie ausbilden und danach für regionale Luftfahrten zulassen, erklärte der ranghohe Ministerialbeamte kürzlich. Zudem soll das Cockpit- und Bodenpersonal Flugzeuge rasch von Fracht- zu Passagiertransportern umrüsten können.
Russen halten von reparierenden Piloten nicht viel
Seine Ideen zur Multifunktionalität der Piloten kommen in Russland nicht gut an. «Jeder sollte sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern», kritisiert Igor Deldyuzhov, ein russischer Luftfahrtgewerkschaftler.
Gegenüber dem Portal «BK55» zweifelt Deldyuzhov an der Einfachheit, das Flugpersonal umzuschulen. Damit ein Pilot Flugzeuge reparieren kann, müsse er ein technisches Institut besuchen und praktische Erfahrungen sammeln. «Wer soll ihm das beibringen und wer wird dafür bezahlen?», fragt sich der Russe.
Der Vorschlag sei unmöglich umzusetzen, heisst es auch vonseiten der russischen Flugpersonal-Gewerkschaft. Pilot und Mechaniker seien zwei völlig unterschiedliche Berufe, die man nicht unter einen Hut bringen könne.