Sanktionen stellen russische Banken-Töchter vor Probleme
Das Wichtigste in Kürze
- Die Sanktionen des Bundesrats treffen russische Banken hart.
- Nun droht daher den Tochterfirmen dieser Banken in der Schweiz das Aus.
Der Bundesrat hat am Montag an seiner ausserordentlichen Sitzung Sanktionen gegen Russland beschlossen. Dabei geraten unter anderem das russische Finanzsystem und russische Banken ins Visier. Den Schweizer Vertretungen russischer Banken droht das Aus.
Angesichts der Militärintervention in der Ukraine übernimmt die Schweiz die EU-Sanktionen gegen Russland «vollumfänglich», wie der Bundesrat am Montagnachmittag bekannt gab. Dadurch werden etwa Vermögen von auf der Sanktionsliste stehenden Personen und Firmen eingefroren, Russland vom Zahlungssystem Swift ausgeschlossen und auch russische Banken sanktioniert.
Überlebensfähigkeit gefährdet
Was das für ausländische Tochtergesellschaften russischer Banken bedeuten kann, zeigt das Beispiel der Sberbank Europa mit Sitz in Wien. Sie ist der europäische Ableger des grössten russischen Finanzinstituts und geriet angesichts der harten Sanktionen in Schieflage.
Die EZB-Bankenaufsicht äusserte sich zu den Sanktionen und hält laut ihrer Analyse die Überlebensfähigkeit der europäischen Sberbank-Töchter als stark gefährdet. Es sei zu erheblichen Abflüssen von Einlagen der Kunden gekommen und die Liquiditätslage habe sich verschlechtert, warnte die EZB.
Die Sanktionen dürften auch die in der Schweiz angesiedelten Tochtergesellschaften russischer Banken hart treffen und ihnen das Überleben erschweren. Wie stark sie unter den Sanktionen zu leiden haben werden, ist noch unklar. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP wollte keine der Gesellschaften zu den möglichen Auswirkungen Stellung nehmen.
Die Sberbank etwa hat in Zürich eine Tochter namens Sberbank (Switzerland). Sie zählt laut eigenen Angaben etwa 250 Unternehmen zu ihren Kunden, die meisten mit Bezug zum Rohstoffsektor. Im 2020 erwirtschaftete die Bank mit rund 100 Angestellten einen Nettoertrag von 58 Millionen Franken.
Ableger der Gazprombank in Zürich
Auch der Schweizer Ableger des drittgrössten russischen Finanzinstituts Gazprombank, die Gazprombank (Switzerland), ist in Zürich ansässig. Und auch sie ist im Energiesektor verankert und unterhält Bankverbindungen etwa in den Nahen Osten. Sie beschäftigte Ende 2020 84 Mitarbeitende und arbeitete mit einem Eigenkapital von 214 Millionen Franken.
Das Schweizer Büro der zur VTB-Gruppe gehörende VTB Capital befindet sich derweil in Zug.
Die Finanzmarktaufsicht (Finma) beobachte die Situation vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Ukraine und Russland und sei über die direkten Risiken der von ihr beaufsichtigten Banken und Versicherungen im Bilde, schrieb ein Sprecher der Behörde auf Anfrage von AWP.
Dabei stehe die Finma zur Ukraine-Krise mit verschiedenen Instituten in Kontakt und fordere regelmässig relevante Informationen zur Beurteilung der Lage ein, so der Sprecher weiter. Dies sei insbesondere auch bei Gesellschaften der Fall, die von möglichen internationalen Sanktionen betroffen seien. Zu den einzelnen Instituten konkret äussert sich die Finma nicht.