Scheuer sagt Luftverkehrsbranche weitere Unterstützung zu
Der Luftverkehr gehört zu den Branchen, die in der Corona-Krise am schwersten belastet sind. Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht. Der Verkehrsminister hat nicht nur Hilfen für Airlines im Blick.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat der angeschlagenen Luftverkehrsbranche weitere Unterstützung zugesagt.
Der CSU-Politiker geht von einer globalen Neuverteilung der Luftverkehrswirtschaft aus.
«Wir werden über einen gewissen Zeitraum nicht mehr die ganze Bandbreite der Mobilität in der Luft haben. Manche freuen sich darüber, ich nicht. Und wir werden auch weiterhin helfen müssen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Scheuer verwies auf das milliardenschwere staatliche Hilfspaket für die Lufthansa. «Aber wir denken natürlich auch an die Flughäfen. Wir bereiten gerade ein Konzept für die Regionalflughäfen vor und thematisieren die grossen Verkehrsflughäfen. Wenn wir an dieser Stelle wichtige Infrastruktur verlieren, können wir sie nicht mehr reaktivieren.» Das Ziel sei es, Struktur zu erhalten. «Alles, was schliesst, was nicht mehr am Netz ist, wird nicht mehr aufmachen.»
Der Luftverkehr gehört zu den Branchen, die in der Corona-Krise am schwersten belastet sind. Die Buchungen sind stark gesunken. Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht. Dies verschärft den Spardruck. Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr hatte zuletzt deutlich gemacht, die bislang geplanten Einschnitte beim Konzern in Flotte und Belegschaft reichten nicht aus.
Scheuer sagte: «Wenn Airlines wie die Lufthansa mit nur 30 Prozent fliegen, dann haben sie viel höhere Kosten.» Mit Blick auf Airbus sagte er, ein europäischer Flugzeugbauer sei im Gesamtsystem Luftverkehrswirtschaft genauso wichtig wie die Flugsicherung und die Gepäckabfertigung. Wenn weniger geflogen werde, habe dies zudem Auswirkungen auch auf Shops im Flughafen bis hin zum Bodenabfertiger. «Das ist ein Gesamtsystem in der Krise.»
Der Verkehrsminister sagte: «Wir werden weniger fliegen, weil sich das Verhalten verändert. Der Geschäftsführer eines Unternehmens in Düsseldorf wird seine Kurztrips nach Berlin einschränken und durch Videokonferenzen ersetzen. Und das ist völlig okay.» Diese Veränderungen hätten aber Folgen. Keiner hätte sich im Januar vorstellen können, dass am Tag drei Video- oder Telefonkonferenzen normal würden. «Auch spontane Kurztrips übers verlängerte Wochenende ins europäische Ausland werden für eine ganze Zeit deutlich weniger stattfinden.»
Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte Scheuer. «Ich werde schnellstens zu einem Luftverkehrsgipfel einladen, der sich mit den Folgen der Corona-Krise für die gesamte Luftverkehrswirtschaft beschäftigt.» Die 22 Flughäfen beschäftigten 180 000 Menschen. Bei einem deutlich geringeren Passagieraufkommen habe er sehr grosse Sorge, dass der Erhalt dieser wichtigen Infrastruktur in Gefahr sei. Allein für die drei Lockdown-Monate rede man von Vorhaltekosten von rund 700 Millionen Euro, die den Flughafenbetreibern jetzt für Investitionen fehlten.