In Halle ist es am Mittwoch zu einem Amoklauf gekommen. Zwei Personen sind tot. Als mutmasslicher Täter gilt ein Deutscher (27) mit antisemitischen Hintergrund.
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Polizisten mit Schutzhelmen stehen zwischen Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof in Halle (Saale). - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Schüssen in Halle (D) sind zwei Menschen getötet worden.
  • Die Polizei konnte den mutmasslichen Täter festnehmen.
  • Bei ihm soll es sich um einen Deutschen (27) mit rechtsextremen Hintergrund handeln.
  • Wenig später fielen auch in Landsberg, unweit von Halle, Schüsse.
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Vor einer Synagoge im deutschen Halle sind heute Mittag mehrere Schüsse gefallen. Dabei sollen mindestens zwei Personen getötet worden sein. Auch von Verletzten ist die Rede. Im Universitätsklinikum Halle werden nach den tödlichen Schüssen zwei Verletzte – ein Mann und eine Frau – behandelt. «Sie hatten beide Schussverletzungen», sagte Sprecher Jens Müller der Deutschen Presse-Agentur.

Nach ersten Erkenntnissen fielen die Schüsse im Paulusviertel, nördlich der Innenstadt. Dort soll ein mit Sturmmaske und Helm bekleideter Mann mit einem Sturmgewehr in ein Dönerrestaurant geschossen haben. Dies berichtet ein Zeuge gegenüber dem Fernsehsender «n-tv».

Zuvor habe der Angreifer eine Art Sprengsatz geworfen. Dieser sei aber an der Fassade abgeprallt und explodiert.

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Blick auf den Friedhof und die Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Halle/Saale.
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Polizisten sichern an der Mauer zur Synagoge die Umgebung, eine abgedeckte Leiche liegt auf der Strasse.
Schiesserei in Halle
Polizisten mit Schutzhelmen übersteigen eine Mauer in Halle (D).
Schiesserei in Halle
Weite Teile in Halle (D) sind abgesperrt.

Den mutmasslichen Tätern gelang nach der Schiesserei die Flucht. Inzwischen konnte die Polizei aber einen der bewaffneten Schützen festnehmen. Danach wurde nach weiteren Tätern gefahndet.

2200 Menschen sahen Video

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen deutet aber alles auf einen Einzeltäter hin. Dem «Spiegel» zufolge handelt es sich beim mutmasslichen Täter um einen 27-jährigen Deutschen.

Im Internet kursiert ein Video des mutmasslichen Täters, der die Tat live mit einer Helmkamera gestreamt haben soll. Ebenfalls soll der Anschlag einen rechtsextremen Hintergrund haben.

Das in den sozialen Netzwerken hochgeladene Video der Angriffe in ist nach Angaben der Streaming-Plattform Twitch von rund 2200 Menschen angesehen worden, bevor es nach einer halben Stunde gelöscht wurde.

Twitch teilte in der Nacht zu Donnerstag weiter via Twitter mit, dass das «entsetzliche Video» 35 Minuten auch live vom Konto-Eigentümer auf der Plattform gestreamt und in dieser Zeit von fünf Menschen gesehen worden sei.

Der Account sei vor etwa zwei Monaten erstellt worden, zuvor sei nur einmal etwas veröffentlicht worden.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt nun wegen Mordes von besonderer Bedeutung.

Stadt spricht von «Amoklage»

Die Stadt Halle/Saale spricht von einer Amoklage. «Im Zusammenhang mit einer Amoklage hat Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand den Stab für Aussergewöhnliche Ereignisse einberufen», teilte die Stadt mit.

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Ein Polizist mit Schutzhelmen steht zwischen Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof. - dpa

Ein Täter soll die Synagoge direkt angegriffen haben. «Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschiessen.»

Das sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten». Er soll auch selbstgebastelte Sprengsätze vor der Synagoge abgelegt haben.

Ausserdem hätten der oder die Täter versucht, das Tor des benachbarten jüdischen Friedhofs aufzuschiessen, sagte Privorozki. Die Schiesserei fällt auf Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag, der als strenger Ruhe- und Fastentag begangen wird.

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Mitglieder der jüdischen Gemeinde und Besucher der Synagoge werden in einem Bus von der Synagoge weggefahren. - dpa

Die Besucher, die den Feiertag in der Synagoge feierten, seien geschockt gewesen. Sie wurden später mit einem Bus und unter grossem Polizeieinsatz in Sicherheit gebracht.

Öffentlicher Verkehr eingeschränkt

Die Polizei hatte die Bewohner der Stadt aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben oder sich anderweitig in Sicherheit zu bringen. Mittlerweile wird die Gefährdungslage für die Bevölkerung aber nicht mehr als akut eingestuft.

Die Deutsche Bahn hatte den Bahnhof Halle vorübergehend gesperrt. Mittlerweile fahren die Züge im Fern- und Regionalverkehr den Bahnhof seit kurz nach halb sechs wieder an. Es muss aber weiterhin mit Verspätungen gerechnet werden.

Auch der gesamte Linienverkehr in Halle/Saale ist nach den tödlichen Schüssen am Mittwoch eingestellt worden.

Weitere Schiesserei in Landsberg

Kurz nach der tödlichen Attacke kam es auch in Landsberg, rund 15 Kilometer von Halle entfernt, zu einem Schusswechsel. Zu den näheren Umständen des Vorfalls konnte die Polizei zunächst nichts sagen.

Die Polizei hat am späten Mittwochabend den Sperrkreis im erweitert. Dem Ortsteil Wiedersdorf darf sich vorerst niemand weiter als bis auf etwa 300 Meter nähern. Ein Grund für die Massnahme wurde Reportern vor Ort nicht genannt.

Schüsse in Landsberg
Polizisten sichern die Umgebung in Wiedersdorf/Landsberg. Neben den Schüssen in Halle hat es auch Schüsse im rund 15 Kilometer entfernten Landsberg gegeben. - dpa

Auch auf die Schweiz hat der Angriff Einfluss: Schweizer Synagogen bekommen nun besseren Schutz. Zumindest die Synagoge in Zürich wird nun von Polizisten bewacht, wie der «Blick» schreibt.

Mögliches Manifest des Täters aufgetaucht

Nach den Angriffen ist nach Angaben einer Expertin ein Dokument im Internet aufgetaucht, bei dem es sich um ein Manifest des Angreifers zu handeln scheine.

Das schrieb Rita Katz, Leiterin der auf die Beobachtung von Extremisten spezialisierten Site Intelligence Group, am Mittwochabend auf Twitter.

Das PDF-Dokument zeige Bilder von Waffen und enthalte einen Verweis auf das Live-Video, das von der Tat verbreitet worden sein soll. In dem Text werde das Ziel genannt, «so viele Anti-Weisse zu töten wie möglich, vorzugsweise Juden».

Das Dokument sei scheinbar vor gut einer Woche am 1. Oktober angelegt worden und gebe weitere Hinweise darauf, wie viel Planung und Vorbereitung der Täter in die Attacke gesteckt habe. Ob es tatsächlich von dem mutmasslichen Täter stammt, war am Abend allerdings unklar.

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