Zeugen Jehovas

Ex-Mitglied Philipp F. (†) trennte sich im Streit von Zeugen Jehovas

In Hamburg ist es am Donnerstagabend zu einem Amoklauf mit acht Todesopfern gekommen. Unter den Toten ist auch der mutmassliche Täter und ein ungeborenes Kind.

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Die Ermittlungen nach der Amoktat in Hamburg laufen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Donnerstagabend kam es in Hamburg bei den Zeugen Jehovas zu einer Schiesserei.
  • Amokläufer Philipp F. (†35) war Ex-Mitglied und ist unter den acht Todesopfern.
  • Der Täter überstand erst im Februar eine unangekündigte Kontrolle der Waffenbehörde.

Am Donnerstagabend ist es in Hamburg zu einer Schiesserei gekommen. Sie wird als Amoktat eingestuft. Die Tat ereignete sich in einem Bürogebäude, in dem sich jeweils donnerstags Zeugen Jehovas treffen.

Mittlerweile bestätigt die Polizei acht Todesopfer. Unter den Toten sei «offenbar auch der mutmassliche Täter.» «Weitere acht Menschen wurden durch die Tat zum Teil schwer verletzt», hiess es weiter.

Polizei informiert an Pressekonferenz

Die Betroffenheit im Norden Deutschlands ist gross: «Hamburg hat schon viel erlebt, aber so etwas haben wir noch nie gesehen», sagte Innenminister Andy Grote an einer Pressekonferenz der Polizei am Mittwoch.

Die Tat habe sich um ungefähr 21 Uhr ereignet, während sich die Gemeinde der Zeugen Jehovas in ihrem Saal versammelt hatte. Innert 3 Minuten seien insgesamt 47 Notrufe bei Feuerwehr und Polizei eingegangen. Insgesamt hat der Täter 9 Magazine à 15 Schuss in nur wenigen Minuten entleert.

At least eight dead in shooting in Hamburg
Bestatter mit einem Leichensack vor dem Tatort in Hamburg. - keystone

Innert fünf Minuten soll eine Spezialeinheit der Polizei vor Ort gewesen sein. Diese hätte sich gewaltsam Zugang zum Gebäude verschafft, den Täter in die Flucht ins Obergeschoss geschlagen und so Schlimmeres verhindert. Der Täter richtete sich dort selbst.

Unter den Toten befindet sich auch ein ungeborenes Kind im Alter von sieben Monaten, das im Mutterleib erschossen worden sei. Die Mutter überlebte. Alle Todesopfer sind deutscher Staatsbürgerschaft und starben durch Schüsse. Vier der Verletzten schweben noch in Lebensgefahr.

Schütze war Ex-Mitglied

Beim Schützen soll es sich um Philipp F. (†35) handeln. F. war ein Ex-Mitglied der Zeugen Jehovas, wie der «Spiegel» berichtet. Er und seine Gemeinde hätten sich nicht im Guten getrennt, so die Staatsanwaltschaft. Philipp F. soll die Gemeinde vor etwa eineinhalb Jahren verlassen haben. Anhaltspunkte für eine politisch motivierte Tat liegen nicht vor.

Er soll nach eigenen Angaben in Kempten im Allgäu in einem streng evangelischen Haushalt aufgewachsen sein. Nach einer Banklehre studierte er Betriebswirtschaftslehre. Er bezeichnete sich als «bekennenden Europäer».

Hamburg
Der Tatort in Hamburg ist grossräumig abgesperrt. - keystone

Tatwaffe soll demnach eine Pistole gewesen sein. Den Behörden sei der Mann nicht bekannt gewesen. Bei einer Hausdurchsuchung am Freitagmorgen sei eine grössere Menge Munition sichergestellt worden.

Der Täter war Sportschütze und hatte seine Tatwaffe, eine Heckler & Koch-Pistole, legal erworben. Ein anonymer Hinweis hatte im Februar eine unangekündigte Kontrolle der Waffenbehörde bei Philip F. ausgelöst. Es konnte damals aber nichts beanstandet werden.

Augenzeugin berichtet von vier Schussperioden

Eine Augenzeugin, die gegenüber des Bürogebäudes lebt, berichtet von ungefähr vier Schussperioden, in denen mehrere Schüsse fielen. Sie habe einen Mann gesehen, der hektisch vom Erdgeschoss ins erste Obergeschoss gelaufen sei. Ihr Freund konnte das Geschehen mit dem Handy filmen.

hamburg
Ermittler in Hamburg arbeiten vor einem Gebäude der Zeugen Jehovas. - keystone

Am Freitagmorgen meldete sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf Twitter. Er bezeichnete die tödlichen Schüsse als brutale Gewalttat.

Auch die Zeugen Jehovas zeigten sich «tief betroffen»: «Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen. Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde tun ihr Bestes, ihnen in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten», hiess es in einem Statement auf der Website der Gemeinschaft.

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