Schneller Neustart an deutschen Flughäfen vorgesehen
Ein massiver Warnstreik in Deutschland führt zur Streichung von 66 Flügen am Zürcher Flughafen.

Wegen eines Warnstreiks in Deutschland sind am Flughafen Zürich am Montag 66 Flüge gestrichen worden. Mehrere Fluggesellschaften waren betroffen, wie eine Sprecherin des Flughafens mitteilte. Das deutsche Flughafenpersonal fordert mehr Lohn und zusätzliche freie Tage.
Konkret seien 34 Ankünfte und 32 Abflüge gestrichen, teilte die Sprecherin des Flughafen Zürichs auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Betroffen seien die Fluggesellschaften Swiss, Easyjet, Eurowings und Lufthansa. Die Flüge hätten von oder nach Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt oder Hannover stattfinden sollen.
Die Mehrheit der Flüge sei bereits 24 Stunden im Vorfeld annulliert worden, so die Sprecherin. Passagiere seien von den Fluggesellschaften informiert worden, damit sie nicht zum Flughafen reisten. Reisende mit einem Transfer würden im Ausland oder in Zürich umgebucht. Der Flughafen rät Passagieren, sich im Vorfeld über ihren Flugstatus zu informieren.
Auswirkungen auch auf andere Schweizer Airports
Vom Flughafen Genf waren am Montag alle 14 Flüge nach Deutschland gestrichen, wie der Webseite des Flughafens zu entnehmen war. Am Euroairport in Basel mussten 11 Ankünfte und 10 Abflüge von und nach Deutschland annulliert werden, wie es auf der Website hiess. Die Flüge hätten von oder nach München, Berlin, Hamburg oder Frankfurt fliegen sollen. Betroffen waren in Basel Lufthansa und Easyjet.
Der zum Teil schon am Vortag begonnene Warnstreik an 13 deutschen Flughäfen legte am Montag grosse Teile des Flugverkehrs lahm. An den Flughäfen blieben die Abflughallen leer, weil die meisten Passagiere rechtzeitig von den Aktionen gehört hatten. Allein am grössten deutschen Airport in Frankfurt wurden 1070 Starts und Landungen gestrichen.
Dem Flughafenverband ADV zufolge sind deutschlandweit mindestens 3500 Flüge ausgefallen und 560'000 Passagiere nicht an ihr Ziel gekommen. Bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) wurde für Montag mit 3900 Instrumentenflügen ein deutlicher Rückgang im Luftraum um rund 60 Prozent registriert, wie ein Sprecher berichtete. Die meisten verbliebenen Flugbewegungen waren Überflüge ohne Start oder Landung in Deutschland.
Grosse Auswirkungen durch Streiks
Bestreikt wurden die Flughäfen Frankfurt, München, Berlin, Hamburg, Hannover, Bremen, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle und Stuttgart. An den Airports Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden waren nur die Beschäftigten des Luftsicherheitsbereichs zum Ausstand aufgerufen. Der Warnstreik sollte an einzelnen Flughäfen bis in die frühen Morgenstunden dauern.
Einige wenige Passagiere kamen trotz der flächendeckenden Streiks an ihr Ziel, weil Fluggesellschaften einige Flüge an nicht bestreikte Flughäfen in der Nachbarschaft verlagern konnten.
Die Lufthansa wie auch andere Fluggesellschaften streben für den Dienstag einen möglichst reibungslosen Neustart an. Flugzeuge würden entsprechend positioniert und Dienstpläne angepasst, teilte der Konzern mit. Zu Tagesbeginn könne es noch Störungen geben, der Flugbetrieb werde sich aber im Laufe des Tages normalisieren, sagte ein Sprecher des Frankfurter Betreibers Fraport.
Forderungen und weitere Pläne
Aufgerufen hatte die Gewerkschaft Verdi die öffentlich Bediensteten der Flughafenbetreiber, der Bodenverkehrsdienste sowie die Beschäftigten an den Luftsicherheitskontrollen.
Hintergrund sind zwei verschiedene Tarifkonflikte: Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt. Die nächste Verhandlungsrunde ist für diesen Freitag in Potsdam geplant.
In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit. Über den neuen Manteltarifvertrag mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) wird erst am 26. und 27. März wieder verhandelt.
Nach dem grossen Warnstreik an den grösseren deutschen Flughäfen nimmt die Gewerkschaft Verdi wieder andere Bereiche des öffentlichen Dienstes ins Visier. Für die nächsten Tage sind zehntausende öffentlich Beschäftigte von der Müllabfuhr bis zu den Wasserstrassen zu weiteren Arbeitsniederlegungen aufgerufen.