Schottischer Ausschuss lässt Berufung gegen Lockerbie-Urteil zu
Mehr als 30 Jahre nach dem Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug über dem schottischen Lockerbie wird das Urteil in dem Fall angefochten.
Das Wichtigste in Kürze
- Libyscher Geheimagent war als Einziger verurteilt worden.
Die Familie des einzigen Verurteilten könne Berufung gegen den Richterspruch einlegen, teilte der schottische Ausschuss zur Überprüfung von Gerichtsurteilen (SCCRC) am Mittwoch mit. Der SCCRC hatte das Urteil gegen den 2012 verstorbenen libyschen Geheimagenten Abdelbaset Ali Mohmet al-Megrahi seit 2018 einer gründlichen Überprüfung unterzogen.
Al-Megrahi war 2001 wegen des Anschlags, bei dem 270 Menschen getötet wurden, zu 27 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Bis zu seinem Tod im Jahr 2012 beteuerte er seine Unschuld. Einen Berufungsantrag zog er 2009 zurück, als er wegen einer Krebserkrankung aus der Haft entlassen wurde.
Al-Megrahis Familie schaltete schliesslich 2017 den SCCRC ein. Dieser entschied nun, das das Urteil womöglich «unangemessen» war. Zweifel an den mutmasslichen Beweisen gegen al-Megrahi seien nicht ausgeräumt worden. So störte sich der Ausschuss unter anderem an einer Belohnung durch das US-Aussenministerium für den Ladenbesitzer, der angegeben hatte, im Bombenkoffer gefundene Gegenstände habe al-Megrahi bei ihm gekauft.
Am 21. Dezember 1988 war eine Pan-Am-Maschine mit 259 Menschen an Bord über Lockerbie explodiert. Am Boden wurden elf weitere Menschen getötet. Libyen übernahm 2003 die Verantwortung für den Anschlag und zahlte 2,7 Milliarden Dollar (etwa 2,3 Milliarden Euro) Entschädigung an die Hinterbliebenen der Opfer.