Vor dem israelischen Generalkonsulat in der Münchner Innenstadt sind am Donnerstag mehrere Schüsse gefallen. Die Polizei hat einen Verdächtigen erschossen.
In der Münchner Innenstadt ist es zu Schüssen gekommen. Eine verdächtige Person wurde gestoppt. - X / @RonenSteinke

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Donnerstagmorgen sind in der Münchner Innenstadt Schüsse gefallen.
  • Es lief ein Grosseinsatz vor dem israelischen Generalkonsulat in der Barerstrasse.
  • Die Polizei war mit einem Sondereinsatzkommando mit Scharfschützen vor Ort.
  • Jetzt bestätigt Bayerns Innenminister, dass der Verdächtige tot ist.
  • Es soll sich um einen 18-jährigen Islamisten aus Österreich handeln.
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Vor dem israelischen Generalkonsulat in München (D) fielen am Donnerstagmorgen Schüssen. Es soll sich um einen versuchten Terroranschlag gehandelt haben. Davon gehen die Ermittler derzeit aus. Dies gaben die Polizei und die Generalstaatsanwaltschaft München am Nachmittag bekannt.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gab zudem in Burghausen bekannt, dass der mutmassliche Schütze tot sei.

joachim herrmann
Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gab an einer Pressekonferenz neue Details zur Schussabgabe in München bekannt. - keystone

Auch sind die ersten Informationen zu seiner Identität bekannt. «Er war ein 18-Jähriger aus Österreich», sagt ein Sprecher der Polizei. Laut Spiegel war der Mann sogar den Behörden bekannt – er soll ein Islamist sein.

Am Abend durchsuchte die Polizei die Wohnung des mutmasslichen Täters im Salzburger Land. Zahlreiche Beamte rückten nach Neumarkt am Wallersee aus, um Beweise und Spuren zu sichern. Das teilte ein Salzburger Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur mit.

Der 18-Jährige hatte in Neumarkt zusammen mit seinen Eltern gewohnt. Zur Sicherheit seien das Wohnhaus und die benachbarten Gebäude evakuiert worden, sagte der Polizeisprecher. Im Nachhinein habe aber sich herausgestellt, dass keine Gefahr bestanden habe.

Täter hatte Waffenverbot

Am Donnerstagabend gab die Salzburger Polizei neue Details zum Teenager bekannt. Demnach erhielt der Mann mit bosnischen Wurzeln letztes Jahr ein Waffenverbot mit Gültigkeit bis 2028.

Grund dafür war, dass er sich religiös radikalisiert und für Sprengstoff und Waffen interessiert haben soll.

Gemäss Angaben der Nachrichtenagentur APA, zeigte die Staatsanwaltschaft Salzburg den Teenager 2023 an. Dies, wegen «Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung».

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Im letzten Jahr gab es in der österreichischen Stadt noch ein weiteres Verfahren gegen den Mann. Laut österreichischen Medien wurde auf seinem Smartphone Propaganda der Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) gefunden.

Herrmann schliesst einen Anschlagsplan auf das in der Nähe des Tatorts befindliche israelische Generalkonsulat nicht aus. Zur genauen Motivlage machten die Behörden jedoch noch keine konkreten Angaben. Das österreichische Innenministerium kündigte für den Nachmittag ein Statement an.

Auf weitere Verdächtige gibt es keine Hinweise. Auch gibt es keine Hinweise auf Verletzte.

Was ist passiert?

Wie die Polizei auf X bestätigte, lief in der Münchner Innenstadt heute Donnerstagmorgen ein Grosseinsatz. Vor dem israelischen Generalkonsulat in der Barerstrasse sind mehrere Schüsse gefallen. Dort in der Nähe befindet sich ein Dokumentationszentrum über den Nationalsozialismus.

Ein Sondereinsatzkommando war mit Scharfschützen vor Ort, ein Helikopter in der Luft. Zudem prüften Ermittler ein Fahrzeug, das möglicherweise dem Verdächtigen zuzuordnen sei – unter anderem, ob dort Sprengfallen versteckt sein könnten.

Ein Video auf X zeigt den Täter mit einem Gewehr herumspazieren:

Auf einem weiteren Video eines Münchner Journalisten, das wohl die betroffene Gegend zeigt, waren mehrere Schüsse in schneller Folge aus verschiedenen Waffen zu hören. Ob es sich dabei um die Schüsse handelt, war zunächst nicht zu verifizieren.

Der «Süddeutschen Zeitung» berichten Anwohner von Schüssen und Polizeisirenen. Dutzende Beamte seien in der Nähe des Gebäudes.

Es seien die Rufe «Lauft! Lauft!» gehört worden.

Verdächtige Person von Polizei niedergeschossen

Laut Polizei wurden von ihr Schüsse auf eine verdächtige Person im Bereich Karolinenplatz abgegeben. Diese wurde gestoppt – offenbar hat die Polizei sie niedergeschossen. Sie hatten zuvor gesehen, wie die Person selbst «augenscheinlich eine Schusswaffe trug», teilte die Polizei auf X mit.

Polizisten hatten gegen 9.00 Uhr in dem Areal in der Nähe des Konsulats und des NS-Dokumentationszentrums den laut Polizei mit einer sogenannten Repetierwaffe älteren Baujahres bewaffneten Mann entdeckt.

«Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert», sagte Innenminister Herrmann. Bei dem Schusswechsel sei der Mann getroffen worden. Er sei noch am Einsatzort gestorben.

Polizei rückte mit einem Grossaufgebot aus

Die Polizei rückte daraufhin mit vielen Kräften und einem Hubschrauber aus. Strassensperren wurden eingerichtet. Dort standen teilweise schwer bewaffnete Polizisten. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, den Bereich im Stadtteil Maxvorstadt zu meiden.

Schüsse München
In München (D) fielen am Donnerstagmorgen Schüsse.
Schüsse München
Der Tatort befand sich vor dem israelischen Generalkonsulat.
Schüsse München
Die Polizei rückte mit einem Grossaufgebot aus. Unter anderem war ein Helikopter im Einsatz.
Schüsse München
Die Polizei errichtete auch Strassensperren.
Schüsse München
Der mutmassliche Täter wurde niedergeschossen.

Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, den Bereich zu meiden. Bildmaterial vom Einsatz soll über ein eigenes Upload-Portal den Ermittlern zur Verfügung gestellt werden. Strassensperren wurden eingerichtet. Die Hintergründe des Einsatzes blieben zunächst weiter unklar.

Der 5. September ist der Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972, wo die israelische Mannschaft attackiert wurde. Elf von 14 Teilnehmern Israels starben.

Innenministerin spricht von «schwerwiegendem Vorfall»

Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser schätzt die Schüsse in München als gravierenden Vorgang ein. «Es ist ein schwerwiegender Vorfall», sagte die Sozialdemokratin in Berlin. Sie wolle aber nicht spekulieren, es gelte abzuwarten. Sie äusserte sich während einer Pressekonferenz zu einem anderen Thema.

nancy faeser
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äusserte sich auf einer Pressekonferenz zu den Vorfällen in München. - keystone

«Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Münchner Polizei, die da einen guten Einsatz aus meiner Sicht machen», sagte Faeser. «Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, das wissen Sie, hat oberste Priorität.»

Es sei sehr bitter, dass sich der Vorfall ausgerechnet vor dem NS-Dokumentationszentrum und dem israelischen Generalkonsulat ereignet habe.

Söder: Zusammenhang mit Attentat-Jahrestag möglich

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach mit Blick auf den Jahrestag des Olympia-Attentats in München von einem schlimmen Verdacht. «Ein Zusammenhang ist möglicherweise gegeben.

Es muss noch geklärt werden», sagte der CSU-Politiker in der Nähe des Tatorts. «München hat heute kurz den Atem angehalten.»

Markus Söder Schüsse München
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (in der Mitte) vermutet, dass ein Zusammenhang mit dem Jahrestag auf den Anschlag auf die olympischen Spiele 1972 bestehen könnte. - keystone

Israels Staatspräsident Izchak Herzog sprach von einem «Terroranschlag heute Morgen in der Nähe des israelischen Konsulats in München» und verurteilte die Tat. Er danke den deutschen Sicherheitsdiensten für ihr schnelles Eingreifen, schrieb Herzog auf der Plattform X nach einem Telefonat mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Österreich erhöht Sicherheitsmassnahmen

Nach dem versuchten Terroranschlag in München werden die Sicherheitsmassnahmen im benachbarten Österreich erhöht.

Das gab Innenminister Gerhard Karner in Wien bekannt. Die Staatsschutzbehörde DSN habe deswegen bereits mit der israelischen Botschaft und der israelischen Kultusgemeinde Kontakt aufgenommen, sagte er.

Der Schütze, der in einem Schusswechsel mit der Polizei starb, war Österreicher. «Die österreichischen Sicherheitsbehörden sind in intensivem Austausch mit den deutschen Kollegen», sagte Karner.

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