Schweizerin in Belarus zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt
Natallia Hersche wurde heute Montag in Minsk zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Libereco erwartet nun «eine energische Reaktion» vom Bundesrat.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute Montag wurde Natallia Hersche in Minsk zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.
- Die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin war Teil einer Frauen-Kundgebung.
- Bei dieser wurde sie wegen Gewalt gegen einen Beamten des Innenministeriums festgenommen.
Die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche aus St. Gallen ist am Montag in Minsk zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Die 51-Jährige war bei einer Frauen-Kundgebung am 19. September in Minsk festgenommen worden.
Die Organisation Libereco machte am Montagnachmittag das Urteil gegen die Frau bekannt. Dies sei «aufgrund ihrer panischen und unbeabsichtigten Reaktion bei ihrer Festnahme» erfolgt.
Natallia Herrsche wurde heute in #Minsk zu 2,5 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Vorwurf: "Gewalt gegen einen Beamten des Innenministeriums". Die "Gewalt" bestand darin, dem Polizisten die Sturmhaube vom Kopf gerissen zu haben. #WeStandBYyou https://t.co/Dk6TrKTgqD
— Marco Fieber (@mfieber) December 7, 2020
«Angesichts der Tatsache, dass Natallia Hersche genauso wie mehr als 160 weitere politische Gefangene in Belarus willkürlich inhaftiert und vor Gericht gestellt wurde, war ein ebenso willkürliches Gerichtsurteil befürchtet worden», heisst es in der Mitteilung.
Libereco erwartet «energische Reaktion gegenüber dem Lukaschenko-Regime»
Im Oktober hatten sich 16 eidgenössische Parlamentarier von SP, Grünen, CVP und EVP in einem offenen Brief an den belarussischen Justizminister, Innenminister und Generalstaatsanwalt gewandt und die Freilassung der Schweizerin verlangt.
Hersche sei eine politische Gefangene, deren Verhaftung willkürlich und politisch motiviert sei. Der Schweizer Botschafter in Minsk, Claude Altermatt, hatte die Frau im Gefängnis besucht.
Im November hatte Libereco eine Petition mit 9500 Unterschriften beim Aussendepartement EDA eingereicht. Mit dieser wurde Aussenminister Ignazio Cassis aufgefordert, sich direkt beim belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko um die Freilassung zu bemühen. Unterstützt wurde die Forderung mit zwei Mahnwachen in Bern.
«Von Aussenminister Cassis und Bundespräsidentin Sommaruga erwarten wir nun eine energische Reaktion gegenüber dem Lukaschenko-Regime», schrieb Libereco am Montag. Cassis sagte gleichentags in der Fragestunde des Nationalrats, dass die offizielle Schweiz in regelmässigem Kontakt stehe mit dem Anwalt der Frau. Die Schweizer Vertretung in Belarus setze sich für die Interessen der Frau ein.