Sea-Watch 4 sucht Hafen für 200 Migranten
Die Sea-Watch 4 hat bei der ersten Fahrt im Mittelmeer mehr als 200 Migranten an Bord geholt. Nun sucht die Organisation nach sicheren Häfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 200 Migranten sitzen an Bord des Rettungsschiffs «Sea-Watch 4».
- Die Organisation sucht nun nach sicheren Häfen für die Menschen.
- Angefragt wurden Italien und Malta, eine Antwort bleibt bisher aus.
Das Rettungsschiff «Sea-Watch 4» hat bei seiner ersten Fahrt im Mittelmeer über 200 Migranten vor Libyen an Bord genommen. «Wir haben einen sicheren Hafen für die Menschen in Italien und Malta angefragt», sagte Sea-Watch-Sprecherin Mattea Weihe am Montag. Noch gebe es keine Rückmeldung.
Die unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland mit auf den Weg gebrachte «Sea-Watch 4» hatte am 15. August den Hafen von Burriana in Spanien für ihre erste Mission verlassen. Unterdessen bargen libysche Helfer von der Organisation Roter Halbmond am Montag 22 Leichen vor der Küste des nordafrikanischen Bürgerkriegslandes.
«Ein weiterer schrecklicher Anblick», kommentierte die Sprecherin der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Safa Msehli, auf Twitter. Im zentralen Mittelmeer seien damit in diesem Jahr mehr als 350 Menschen gestorben.
100 Menschen an Bord der «Sea-Watch 4»
Die Crew der «Sea-Watch 4» holte am Samstag erstmals sieben Menschen aus einem in Seenot geratenen Boot. Dies berichtete die Organisation. Tags darauf sichtete die Mannschaft in den internationalen Gewässern vor Libyen ein überfülltes Schlauchboot und nahm 97 Insassen auf.
Am Montag seien rund 100 Menschen an Bord gebracht worden. «Viele von ihnen waren zum Zeitpunkt ihrer Rettung schwach und orientierungslos. Sie zeigten Symptome starker Belastung durch Benzindämpfe», schrieben die Organisatoren, zu denen der Verbund Ärzte ohne Grenzen gehört.
«Diese schnelle Rettung zeigt, wie dringlich das Thema der Seenotrettung im zentralen Mittelmeer ist» urteilte Thies Gundlach. Er ist der Vorstand des Betreiber-Bündnisses United4Rescue. Mehrere private Rettungsschiffe liegen derzeit in Häfen fest, weil die italienischen Behörden sie wegen angeblicher Sicherheitsmängel gestoppt haben.
Steigende Corona-Zahlen sorgen für Widerstand
In Italien gingen die Zahlen der in Booten ankommenden Migranten in diesem Sommer stark in die Höhe. Die Menschen fahren sowohl von Libyen als auch von Tunesien los. Viele Tunesier verlassen ihr Land, weil es unter einer Wirtschaftskrise leidet.
In Süditalien sorgen die steigenden Zahlen zunehmend für Widerstand in den Ankunftsorten. Aktuell läuft ein Tauziehen zwischen dem konservativen sizilianische Regionalpräsidenten Nello Musumeci und der Mitte-Links-Regierung in Rom. Dabei spielt das Argument von steigender Corona-Risiken eine Rolle.
Die Regierungen in Italien und Malta stellten den Seenotrettern zuletzt oft hohe Hürden in den Weg. Zugleich wiesen sie - häufig nach längerem Warten - sichere Häfen zu.