Seenotretter erheben schwere Vorwürfe gegen libysche Küstenwache
Das Wichtigste in Kürze
- Eine NGO wirft der libyschen Küstenwache vor, drei Menschen zurückgelassen zu haben.
- Es handelt sich um eine lebende Frau und zwei tote Menschen.
Spanische Flüchtlingsretter haben vor der libyschen Küste eine tote Frau und ein totes Kleinkind in einem kaputten Schlauchboot gefunden. Eine zweite Frau wurde lebend in dem Boot entdeckt und gerettet, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.
Die Flüchtlingshelfer der Proactiva Open Arms warfen der libyschen Küstenwache vor, die drei zurückgelassen zu haben. Am Mittwoch nahmen die Rettungsschiffe Kurs auf Spanien.
Mitten im Meer entdeckt
Retter der spanischen Nichtregierungsorganisation hatten das Boot, aus dem alle Luft entwichen war, etwa 80 Seemeilen (148 Kilometer) nordöstlich von Tripolis im Meer entdeckt. Die an Schock und Überhitzung leidende Überlebende und die Toten trieben auf den hölzernen Planken, die den Boden des Schlauchboots gebildet hatten.
Die Retter hatten das Gebiet angesteuert, nachdem sie nach eigenen Angaben den Funkverkehr zwischen einem Schiff der libyschen Küstenwache und einem Frachtschiff über ein in Not geratenes Boot mitgehört hatten. Demnach blieb der Frachter vor Ort, bis die Küstenwache mitteilte, auf dem Weg dorthin zu sein.
Proactiva Open Arms warf den Behörden vor, andere Flüchtlinge gerettet, die zwei Frauen und das Kind aber ihrem Schicksal überlassen zu haben. Diese Darstellung wies die Küstenwache zurück. Sie sei Montagnacht zwar bei zwei Rettungsaktionen tätig gewesen. Diese hätten jedoch anderen Flüchtlingsbooten gegolten.
Libysche Küstenwache rettete 165 Menschen
Demnach rettete die libysche Küstenwache in einem Seegebiet ganz in der Nähe 165 Flüchtlinge von einem Boot, die schon seit mehr als zweieinhalb Tagen ohne Wasser und Essen auf dem Mittelmeer trieben. In einer weiter entfernten Region holte sie nach eigenen Angaben ausserdem weitere 158 Flüchtlingen von einem anderen Boot.
Die beiden Schiffe der Proactiva Open Arms nahmen Kurs auf Spanien, obwohl Italien sich zur Aufnahme der Frau bereit erklärt hatte, teilte die Organisation mit. Rom wolle demnach zwar die 40-jährige Überlebende aus Kamerun an Land lassen, nicht aber die beiden Leichen.
Die Frau werde nach Spanien gebracht, um sie zu beschützen und zu ermöglichen, dass sie über die Geschehnisse aussagen könne. Noch stehe sie unter Schock und könne sich nicht daran erinnern, was passiert sei. Die neue italienische Regierung fährt einen harten Kurs in der Asylpolitik.