Silvio Berlusconi: Putin wurde zu Krieg gedrängt
Gemäss Silvio Berlusconi wurde Wladimir Putin zum Krieg in der Ukraine gedrängt. Dies sagte der Italiener in einer Sendung kurz vor den Wahlen am Sonntag.
Das Wichtigste in Kürze
- Silvio Berlusconi behauptet, Wladimir Putin sei zum Krieg in der Ukraine gedrängt worden.
- Der italienische Politiker gilt als Freund und Vertrauter des russischen Machthabers.
- Am Sonntag hat Berlusconi als Partner einer rechten Koalition Chancen auf den Wahlsieg.
Der frühere Ministerpräsident Italiens, Silvio Berlusconi, hat kurz vor der Parlamentswahl am Sonntag für Aufsehen gesorgt: In einem TV-Interview behauptet der 85-Jährige, der Kremlchef sei zum Einmarsch in die Ukraine gedrängt worden. «Putin wurde von der russischen Bevölkerung, von seiner Partei, von seinen Ministern gedrängt, sich diese Spezialoperation auszudenken». So Silvio Berlusconi gegenüber dem Sender Rai.
Längst ist bekannt, Berlusconi und Putin sind Freunde. Zuletzt zögerte der Italiener auch nach Kriegsausbruch lange, bevor er die Invasion verurteilte. Nun behauptet Berlusconi: «Putin ist in eine wirklich schwierige und dramatische Situation gerutscht.»
Er benutze diesen Ausdruck sehr bewusst. Putin sei von Vertretern der selbst ernannten Donbass-Republiken im Februar dazu aufgefordert worden, militärisch einzuschreiten. Sie hätten, so Berlusconi, Putin überredet. Dies gelang ihnen mittels der Behauptung, die Ukraine greife die Gebiete immer heftiger an.
Überdies verlautete Berlusconi, Putin habe die Regierung in Kiew mit «einer Regierung von anständigen Leuten» ersetzen wollen. Der ehemalige Premierminister ist derzeit Parteichef von Forza Italia. Die Partei hat als kleinerer Partner einer bürgerlichen Koalition beste Chancen auf den Wahlsieg am Sonntag.
Unverständnis über Aussagen von Berlusconi
Die Aussagen des Medienunternehmers alarmieren all jene, die eine Zuwendung Italiens an Russland nach der Wahl fürchten. Neben Berlusconi ist auch Matteo Salvini Teil des Rechtsblocks. Der Lega-Chef war jahrelang Fan Putins und kritisiert die Sanktionen des Westens gegen Moskau.
«Wirklich tragisch» nannte Zentrums-Spitzenkandidat Carlo Calenda den Auftritt Berlusconis und nannte den Forza-Italia-Gründer «irgendetwas zwischen Pressesprecher Putins und Militärberater». Der frühere Ministerpräsident Enrico Letta von den Sozialdemokraten twitterte am Freitag: «Es gibt keine Worte, um das zu kommentieren.»
Am Donnerstag hatte die russische Botschaft in Rom mit einem Beitrag bei Facebook provoziert: Sie hatten Fotos italienischer Politiker bei deren Treffen mit Putin aus den vergangenen Jahren veröffentlicht.
Darunter waren Berlusconi und Salvini, aber auch andere Wahlkämpfer wie Letta, Giuseppe Conte, Matteo Renzi oder Luigi Di Maio. Sogar Staatspräsident Sergio Mattarella und Vorgänger Giorgio Napolitano waren mit von der Partie.
«Aus der jüngeren Geschichte der russisch-italienischen Beziehungen», stand daneben. «An einige müssen wir uns erinnern.»