Slowakische Medien warnen vor christlichem Fundamentalismus
Von Kreuzrittern und einem Gotteserlebnis: In der Slowakei wird vor einer Unterwanderung wichtiger Staatsfunktionen durch christliche Fundamentalisten gewarnt.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Slowakei wird gewarnt, dass katholische Fundamentalisten den Staat unterwandern.
- Die Sozialministerin Olga Pietruchova kündigte nach neun Jahren ihre Tätigkeit.
- Sie behauptete, es sei unmöglich gemacht worden, sachlich zu arbeiten.
In Zeitungen war am Freitag von einem «polnischen Weg» die Rede, auf dem sich das überwiegend katholische Land befinde. Für den vorläufigen Höhepunkt der Debatte sorgte die bisherige Leiterin der Abteilung für Gender-Gerechtigkeit im Arbeits- und Sozialministerium, Olga Pietruchova.
Gender-Gerechtigkeit sei Widerspruch
Die parteilose Spitzenbeamtin hatte am Mittwoch ihre Funktion nach neun Jahren Tätigkeit gekündigt. Eine sachliche Arbeit sei ihr unmöglich gemacht worden. Das, weil der neue Minister Milan Krajniak alle Expertisen der Beamten nach Vorgaben des konservativen Klerus umändern lasse, erklärte sie. Ihrer Abteilung drohe überhaupt die Auflösung, weil schon der Begriff Gender-Gerechtigkeit dem Weltbild des Ministers widerspreche.
Pietruchova wies darauf hin, dass sich der neue Sozial- und Arbeitsminister selbst als «letzter Kreuzritter» bezeichne und danach auch handle. Liberale Medien hatten zuvor auch anderen Regierungsmitgliedern eine christlich-fundamentalistische Einstellung vorgeworfen.
So habe Gesundheitsminister Marek Krajci die Corona-Krise dazu genutzt, ungewollt schwangeren Frauen ihr gesetzlich garantiertes Recht auf Abtreibung zu nehmen. Dafür hätten die Krankenhäuser jetzt keine Kapazitäten frei, hatte Krajci die Aussetzung von Abtreibungen begründet.
Krajci wurde auch vorgeworfen, die für offizielle Informationen vorgesehene Webseite des Gesundheitsministeriums zur Rechtfertigung seiner persönlichen Religiosität benutzt zu haben. Auf der Homepage wurde ein Internet-Video aus der Zeit vor Krajcis Regierungseintritt verteidigt. Darom erzählt er in einem entrücktem Tonfall von einem spiritistischen Gotteserlebnis.