So kam es zur Schlamm-Attacke auf Felipe und Letizia
König Felipe wird von seinem Volk als «Mörder» beschimpft, er und Letizia mit Schlamm beworfen. Die Wut der Spanier nach der Flut-Katastrophe ist riesig.
Das Wichtigste in Kürze
- Valencia verzeichnet nach einer Flutkatastrophe über 200 Tote und viele Vermisste.
- Eine Woche danach fehlt es vielerorts immer noch an Strom, Wasser und Nahrung.
- Die Aufräumarbeiten stocken. Entsprechend staut sich auch die Wut der Spanier auf.
Die Wut und Verzweiflung im spanischen Katastrophengebiet rund um die Küstenstadt Valencia ist gross: «Mörder» und «Rücktritt» rufen aufgebrachte Bürger König Felipe und seiner Frau, Königin Letizia, bei ihrem Besuch am Sonntag in Paiporta entgegen.
Doch dabei bleibt es nicht. Das Königspaar wird mit Schlamm beworfen, ein Bodyguard blutet sogar im Gesicht. Die Aktion wird aus Sicherheitsgründen frühzeitig abgebrochen.
Weitere Besuche in vom Unwetter betroffenen Ortschaften hat das Königspaar daraufhin abgesagt.
Wie kam es zu solchen surrealen Szenen?
Die schlimmste Flutkatastrophe seit Jahren hat in Spanien extrem viel Solidarität innerhalb der Bevölkerung ausgelöst. Aber von den Behörden fühlen sich die Betroffenen seit Tag eins im Stich gelassen. Sie werfen diesen unter anderem vor, zu spät Alarm geschlagen zu haben.
Denn: Nach übereinstimmenden Berichten sendete der regionale Katastrophenschutz seine Warnung erst am Dienstag gegen 20 Uhr.
Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 48 Stunden mit teils heftigen Niederschlägen im Südwesten Spaniens vergangen – auch in Valencia. Kleine Flüsse waren bereits über die Ufer getreten und Strassen überschwemmt.
Eine unbekannte Zahl an Vermissten
Jetzt, eine knappe Woche nach dem Jahrhundert-Unwetter mit mehr als 200 Todesopfern, geht die Suche nach Vermissten im Katastrophengebiet weiter. Tragisch: In vielen Tiefgaragen werden weitere Leichen befürchtet.
Eine offizielle Zahl der Vermissten gibt es nach wie vor nicht. Ein weiterer Umstand, den die Bevölkerung anprangert.
Einige wenige Medien schreiben seit Tagen von 1500, 2000 oder sogar 2500 Vermissten. Für diese Zahlen gibt es allerdings keine Quellen. Vermutlich basieren sie auf den Notrufen, die zum Teil schon zu Beginn des Unwetters bei den Behörden eingegangen waren.
«Dir fehlt es an nichts ... und die Menschen hier sterben!»
Die Aufräumarbeiten in Valencias besonders betroffenen Vororten stocken. Noch immer fehlt es in vielen Orten an Wasser, Nahrung und Strom.
Das lässt die Bevölkerung verzweifeln. Zu ihrem König sagen sie: «Dir fehlt es an nichts ... und die Menschen hier sterben!»
«Dir fehlt kein Wasser! Wir haben nichts!», so die Zurufe beim Besuch in Paiporta an Königin Letizia.
Es wird vermutet, dass die Aufräumarbeiten viele Tage und sogar Wochen in Anspruch nehmen werden. Der Wiederaufbau dürfte Monate dauern.
König Felipe übte sich nach dem Besuch im Katastrophengebiet in Schadensbegrenzung: «Jeden Tag läuft es besser, so wie ich es verstehe. Das ist nicht spekulativ. Ich glaube, dass immer mehr Mittel zur Verfügung stehen und die Wirksamkeit sich ebenso erhöht.»
In Spanien regnet es währenddessen weiter. Der Flughafen Barcelona steht mittlerweile unter Wasser.