Sohn von Ärzte-ohne-Grenzen-Gründer erstattet Missbrauchs-Anzeige
Eine Debatte um Inzest und sexuelle Gewalt in der Familie bewegt Frankreich seit Wochen - nun hat das womöglich prominenteste Opfer Anzeige erstattet.
Das Wichtigste in Kürze
- Debatte um Inzest und sexuelle Gewalt in Familien bewegt Frankreich.
Der Sohn des Ärzte-ohne-Grenzen-Gründers und früheren Aussenministers Bernard Kouchner geht gegen seinen Stiefvater Olivier Duhamel vor, wie die Anwältin des Kouchner-Sohnes am Dienstag mitteilte. Der bekannte Politikwissenschaftler Duhamel war in der Affäre Anfang Januar von allen Ämtern zurückgetreten. Unter anderem gab er die Leitung der Stiftung der Eliteuni Sciences Po ab.
Ausgelöst wurde die Debatte durch ein Enthüllungsbuch der Kouchner-Tochter Camille, in der die Juristin ihrem Stiefvater Duhamel vorwirft, ihren Zwillingsbruder im Alter von 14 Jahren missbraucht zu haben. Camille Kouchner nennt ihren Bruder in dem Buch «Victor», um ihn zu schützen. Die Autorin wirft den intellektuellen Kreisen um Duhamel in dem Werk «La Familia grande» vor, von dem Missbrauch in den 80er Jahren gewusst zu haben.
Nach der Veröffentlichung berichteten tausende Franzosen unter dem Hashtag #Metooinceste im Internet von sexuellen Übergriffen in Familien - auch wenn es sich in dem Fall Kouchner um mutmasslichen Kindesmissbrauch und nicht um Inzest zwischen Blutsverwandten handelt.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte daraufhin am vergangenen Wochenende ein schärferes Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch von Minderjährigen an. Im Oberhaus des Parlaments soll am Donnerstag über eine Gesetzesverschärfung abgestimmt werden, die bis zu zehn Jahre Haft bei Inzest vorsieht.