Der Sohn der iranischen Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi sass im Chemieunterricht, während seine Mutter mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.
Für Ehemann Taghi Rahmani und Sohn Ali ist der Nobelpreis von Narges Mohammadi eine grosse Ehre. - keystone

Der Sohn der inhaftierten iranischen Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi hat im Unterricht vom Friedensnobelpreis für seine Mutter erfahren. Das norwegische Nobelkomitee gab die Auszeichnung am Freitag in Oslo bekannt.

«Ich wusste, dass die Verkündung des Friedensnobelpreises zu dieser Uhrzeit stattfindet, und habe diskret, ohne dass der Lehrer mich sieht, nicht aufgehört, die Seite auf meinem Handy neu zu laden», schilderte der 17-jährige Ali der französischen Zeitung «Libération». «Wir sind sehr, sehr stolz und sehr glücklich. Das ist ziemlich verrückt!»

Während des Physik- und Chemieunterrichts sei er noch sitzen geblieben, schilderte Ali. «Als es geklingelt hat, habe ich mich beeilt, das Gymnasium verlassen und bin direkt nach Hause. Ich hatte das Bedürfnis, mit meinem Vater zu feiern.»

Risiko von Nachwirkungen im Gefängnis

Mohammadi zählt zu den bekanntesten Menschenrechtsaktivistinnen im Iran. Aktuell verbüsst die 51-Jährige eine langjährige Haftstrafe im berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran. Ende 2022, während der landesweiten Aufstände gegen Irans Machtapparat, brachte Mohammadi einen Bericht ans Licht, der mutmassliche Folter an Dutzenden Frauen im Hochsicherheitsgefängnis aufdeckte.

Den Friedensnobelpreis erhält sie «für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle».

Mohammadis Mann, Taghi Rahmani, sagte «Libération»: «Der Friedensnobelpreis ist ungeheuer prestigereich, ein ungeheurer Stolz, aber er ist auch eine zusätzliche Verantwortung.» Sohn Ali vermutete: «Es gibt zweifelsohne das Risiko von Nachwirkungen im Gefängnis.»

Kontakt zur Familie verboten

Der Zeitung zufolge schob Rahmani hinterher: «Was wichtig ist, ist dass der Weg zur Freiheit weitergeht, dass der Kampf gegen ethnische, soziale und Geschlechterdiskriminierung intensiver wird.»

«Libération» zufolge wussten Mann und Sohn zunächst nicht, wie Mohammadi die Nachricht vom Friedensnobelpreis aufgenommen hat. Demnach habe Ali seit zwei Jahren nicht mit seiner Mutter gesprochen. Der Iran verbiete direkte Gespräche zwischen Mohammadi und ihrem Mann beziehungsweise ihren Kindern Ali und Khiana. «Der Kontakt läuft über meine Onkel und Tanten in Teheran, die manchmal mit ihr sprechen oder sie sehen können», zitiert die Zeitung Ali.

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