Hashim Thaci: Anklage gegen Kosovo-Präsident wegen 100 Morden
Das Kosovo-Gericht in Den Haag klagt Hashim Thaci an. Der Präsident vom Kosovo soll für rund 100 Morde verantwortlich sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Hashim Thaci ist vom Sonderankläger wegen Kriegsverbrechen angeklagt worden.
- Das Kosovo-Gericht in Den Haag wirft ihm rund 100 Morde vor.
- Der Ankläger erhob auch gegen Kadri Veseli Anschuldigungen.
Der Präsident des Kosovos, Hashim Thaci, ist wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt worden. Das teilte der Sonderankläger des Kosovo-Gerichts am Mittwoch in Den Haag mit.
Das Gericht soll Verbrechen strafrechtlich verfolgen, die gegen Serben während des Unabhängigkeitskrieges des Kosovos 1998-1999 begangen worden waren. Ein Richter muss die Vorwürfe der Anklage noch überprüfen. Erst bei einer Bestätigung könnte auch ein Haftbefehl erlassen werden.
Der Ankläger erhob auch gegen Kadri Veseli Beschuldigungen. Er ist Vorsitzender von Thacis Partei PDK, derzeit formal in der Opposition und war von 2014 bis 2019 Parlamentspräsident. Thaci, Veseli und andere sollen nach Informationen der Anklage «strafrechtlich für beinahe 100 Morde verantwortlich» sein. Thaci und Veseli waren während des Krieges Anführer in der Befreiungsarmee des Kosovos.
Mord, Verfolgung und Folter im Kosovo
Die Anklage legt den Politikern schwere Verbrechen in zehn Punkten zur Last, darunter Mord, Verfolgung und Folter. Hunderte Kosovo-Albaner, Serben, Roma und Angehörige anderer ethnischer Gruppen sowie politische Gegner gehörten der Anklage zufolge zu ihren Opfern.
Das Gericht in Den Haag gehört formal zur Justiz des Kosovos. Es war auf internationalen Druck aber in Den Haag eingerichtet worden. Dies um die Verbrechen während des Unabhängigkeitskrieges des Kosovos 1998-1999 strafrechtlich zu verfolgen. In dem Krieg gab es mehr als 10'000 Tote und Hunderttausende Vertriebene.
Es ist die erste vorläufige Anklage, die bisher veröffentlicht wurde. Die Anklage begründete diesen sehr ungewöhnlichen Schritt so: Thaci und Veseli hätten versucht, die Ermittlungen «zu behindern und zu unterlaufen». Das Gericht hatte 2015 seine Arbeit aufgenommen.