Spanische Regierung erhöht den Druck auf katalanische Separatisten
Spaniens Zentralregierung will nicht mit dem separatistischen Regionalpräsidenten Torra sprechen. Ein Ende der Demonstrationen und Unruhen ist nicht in Sicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die spanische Regierung will vorerst nicht mit dem Seperatistenführer Quim Torra sprechen.
- Sie hat ihn aufgefordert, die Gewalt klar zu verurteilen.
- Zuletzt kam es wegen eines Urteils in Katalonien zu gewaltsamen Protesten und Unruhen.
Nach der fünften Krawall-Nacht in Serie im katalanischen Unabhängigkeitskonflikt hat die spanische Zentralregierung den separatistischen Regionalpräsidenten Quim Torra erneut zu einer klaren Verurteilung der Gewalt aufgefordert.
Auf den Vorschlag von Torra für ein Treffen mit dem sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez antwortete Madrid heute Samstag: Erst müsse das Gesetz respektiert werden, dann könne es auch einen Dialog geben. Torra hatte sich am Mittwoch zwar für ein Ende der Gewalt ausgesprochen, diese aber nach Ansicht der Zentralregierung nicht ausdrücklich verurteilt.
Über 80 Demonstranten am Freitag festgenommen
Wie die Regional-Behörden in einer jüngsten Bilanz am Samstag mitteilten, wurden am Freitagabend in ganz Katalonien 83 zum Teil minderjährige Demonstranten festgenommen. Unter den Festgenommenen war nach Medienberichten auch ein Fotograf der Zeitung «El País».
Vor den nächtlichen Unruhen hatten nach Polizeischätzung allein in Barcelona rund 525'000 Menschen friedlich gegen die Verurteilung von neun Separatistenführern der abtrünnigen Region im Nordosten Spaniens sowie für mehr Selbstbestimmung demonstriert.
Unruhen in zahlreichen Städten
Proteste und Unruhen gab es am Tag eines von den Separatisten ausgerufenen Generalstreiks auch in anderen katalanischen Städten wie Tarragona, Lleida und Girona. 182 Menschen, darunter 22 Polizisten und zwei Journalisten, wurden nach Angaben der Regionalbehörden allein gestern Freitag in ganz Katalonien verletzt. Ein Polizist und ein Demonstrant wurden demnach schwer verletzt.
Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska reiste am Samstag nach Barcelona, um einige der Verletzten zu besuchen und mit seinem katalanischen Kollegen Miquel Buch zu sprechen. Anschliessend sagte er dort vor Journalisten, die Polizei habe nach dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit agiert. Die Regionalregierung war zuvor am Samstag zu einer Krisensitzung zusammengekommen.
Gewalttätigste Nacht am Freitag
Nach übereinstimmender Einschätzung von Medien und Politikern wurde am Freitag die gewalttätigste Nacht seit dem Wiederaufflammen des Konflikts nach Bekanntgabe der Urteile am vorigen Montag registriert. Innenminister Buch sagte dem TV-Sender La Sexta in der Nacht zum Samstag, «eine solche extreme Gewalt» habe es in Katalonien «noch nie gegeben». Die Zahl der gewalttätigen Demonstranten wurde auf mehr als 4000 geschätzt.