Streit mit Griechenland: Türkei nennt Kriegsgrund
Die Türkei hat Griechenland für den Fall einer Ausdehnung seiner Territorialgewässer in der Ägäis offen mit einer militärischen Auseinandersetzung gedroht.
Das Wichtigste in Kürze
- Athen kritisierte Oktays Drohung.
«Wenn das kein Kriegsgrund ist, was denn sonst?», sagte Vizepräsident Fuat Oktay der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge.
Athen kritisierte Oktays Drohung. Die Taktik der Türkei, ihren Nachbarn mit Krieg zu drohen, wenn sie ihre legalen Rechte in die Tat umzusetzen versuchten, sei «gegen die internationale politische Kultur», erklärte das Aussenministerium in Athen.
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte am Mittwoch im Parlament erklärt, Griechenland dehne seine Hoheitszone im - Italien zugewandten - Ionischen Meer von 6 auf 12 Seemeilen aus. In Seegebieten, wo andere Staaten mehr als 24 Seemeilen entfernt seien, könne dies möglicherweise ebenfalls geschehen. Über die Festlegung des Festlandsockels sowie der Ausschliesslichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer sei Athen zum Dialog mit der Türkei bereit.
Oktay erklärte, Ankara werde seine Rechte zur See ungeachtet aller Kosten verteidigen. Er rief zudem die EU auf, «fair» zu sein. Die Europäische Union sei kein internationales Gericht, das bestimme, was Recht und Unrecht sei. Die EU-Aussenminister hatten am Freitag Ankara ultimativ zum Dialog mit Griechenland aufgerufen. Andernfalls könne der EU-Sondergipfel am 24. September über weitere Strafmassnahmen gegen die Türkei diskutieren.
Bereits 1995 hatte das türkische Parlament eine Ausdehnung der griechischen Hoheitsgewässer in der Ägäis zum Kriegsgrund für die Türkei erklärt. Denn dann würde die Ägäis wegen der zahlreichen griechischen Inseln quasi zu einer griechischen See.
Die Spannungen zwischen den beiden Mitgliedsstaaten der Nato und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sind über einen Streit um unterseeische Rohstoffe stark gestiegen. Im östlichen Mittelmeer werden grosse Erdgasvorkommen vermutet, und die Türkei erkundet den Untergrund in Seegebieten, die von Zypern oder Griechenland beansprucht werden. Die griechischen und türkischen Streitkräfte halten Manöver in der Region ab. An den griechischen Manövern beteiligte sich insbesondere Frankreich, an türkischen Übungen die US-Marine.
Am Freitag erklärte die Türkei, sie habe östlich von Zypern 6 griechische F-16-Kampfflugzeuge abgefangen. Zuvor hatte sie die Arbeit ihres seismischen Erkundungsschiffes «Oruc Reis» dort um fünf Tage bis zum 1. September verlängert. Am Samstag kündigte Ankara neue Schiessübungen im östlichen Mittelmeer vor der türkischen Südküste an.