Böller explodiert neben Polizist – jetzt braucht er Hörgerät
Polizist Simon Würgler wird bei einem Polizeieinsatz an einem Fussballmatch durch einen Böller verletzt. Er hat bleibende Ohrenschäden davongetragen.

Das Wichtigste in Kürze
- Polizisten sind während ihrer Einsätze immer wieder gefährlichen Situationen ausgesetzt.
- Der Berner Polizist Simon Würgler packt über seine Verletzung aus.
- Bis heute braucht er ein Hörgerät.
Der 1. Mai ist ein Tag der Demonstrationen und somit auch ein Tag der Polizeieinsätze. Die Gefahren für Polizisten an solchen Einsätzen sind oft mit schwerwiegenden Folgen verbunden.
Simon Würgler, Leiter der Berner Polizeischule, wurde selbst Opfer eines solchen Vorfalls. Nun hat er bei «Schweiz aktuell» über seine Verletzung ausgepackt.
Während einer Auseinandersetzung nach einem Fussballspiel wurde Würgler von einem explodierenden Böller getroffen.

«Plötzlich gab es einen Knall», erinnert er sich an den Vorfall. «Eine Petarde detonierte direkt neben meinem Helm.»
Wegen des Adrenalinschubs habe er zuerst nichts gespürt. Aber am nächsten Tag habe sein Ohr zu pfeifen begonnen – und es hörte nicht mehr auf.
Die Diagnose: Tinnitus und Knalltrauma. Bis heute benötigt Würgler ein Hörgerät. Trotz dieser Einschränkungen hegt er keinen Groll.
Polizisten «sollen sich in Gegenüber hineinfühlen»
Heute ist er Chef der Berner Polizeischule. Es liegt es ihm am Herzen, dass seine Schüler lernen, reflektiert zu handeln.
«Sie sollen sich überlegen: Wie denkt mein Gegenüber? Warum reagiert es so? Sie sollen sich in das Gegenüber hineinfühlen.»
Konflikte sollen zuerst mit Kommunikation gelöst werden, sagt er weiter. Würgler sei sich aber bewusst, dass dies nicht immer möglich sei.
In solchen Fällen sind andere Mittel erforderlich.
Regelmässige Weiterbildungen bereiten Polizeikräfte auf verschiedene Situationen vor, sei es bei Fussballspielen, Demonstrationen oder Festnahmen.
Messer und Social Media zunehmende Probleme
Diese Schulungen sind umso wichtiger geworden, da die Arbeit der Polizei durch soziale Medien erschwert wird.
Michael Bettschen, Gesamteinsatzleiter der Kantonspolizei Bern, erklärt: «Aufgrund des Social-Media-Wesens können heute in sehr kurzer Zeit viele Menschen mobilisiert werden.»
Die Plattformen würden ausserdem zum Teil verzerrte Wahrheiten verbreiten und das Feindbild Polizei nähren.
Auch Messer stellen laut der Polizei ein zunehmendes Problem dar – eine Routinekontrolle kann plötzlich zu einer gefährlichen Situation eskalieren.
In den Wiederholungskursen werden solche Szenarien immer wieder geübt. Ziel sei es, dass bei einem Einsatz nicht Emotionen dominieren, sondern kontrollierte Abläufe greifen.