Studie: Preisanstieg bei Wohnimmobilien schwächt sich ab
Mit den stark gestiegenen Zinsen kühlt sich der Boom am deutschen Immobilienmarkt ab - denn teurere Kredite dämpfen die Nachfrage. In den Städten klettern die Preise laut einer neuen Analyse langsamer.
Das Wichtigste in Kürze
- Der jahrelange Boom am deutschen Wohnungsmarkt hat sich laut einer Studie im ersten Halbjahr abgekühlt.
Die angebotenen Kaufpreise für Eigentumswohnungen stiegen nach einer Analyse des Grossmaklers Jones Lang LaSalle (JLL) in den acht grössten deutschen Städten im Schnitt um 7,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Der Anstieg habe sich damit gegenüber dem Vorjahr halbiert, hiess es in der am Mittwoch veröffentlichten Analyse. Auch der Fünfjahresschnitt von plus 9,3 Prozent wurde demnach klar unterschritten.
Noch deutlicher habe die Dynamik in den kreisfreien Städten insgesamt nachgelassen. Hier lag das Plus demnach im ersten Halbjahr bei 6 Prozent - nach 14,4 Prozent im Vorjahr und 10,4 Prozent im Mittel der letzten fünf Jahre. In den Landkreisen stiegen hingegen die Preise für Eigentumswohnungen mit 9,4 Prozent ähnlich wie in den Vorjahren. «Insbesondere die seit dem vierten Quartal 2021 deutlich gestiegenen Finanzierungszinsen sind ursächlich für die Zurückhaltung der Wohnungskäufer und der damit verbundenen Abschwächung der Kaufpreissteigerungen», erläuterte JLL-Experte Sebastian Grimm.
Der Analyse liegen nur Angebotspreise zugrunde, keine Abschlüsse. Dennoch deutet die Studie, die sich bei den Metropolen auf jeweils Tausende Inserate stützt, auf einen Abwärtstrend am Wohnungsmarkt hin. Eine Abschwächung des Booms haben Analysen mehrerer Immobilienportale gezeigt. So brach die Nachfrage nach Kauf-Immobilien im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um 36 Prozent ein, wie Daten von Immoscout24 zeigten. Und Immowelt berichtete von stagnierenden oder leicht sinkenden Angebotspreisen in 7 der 14 grössten Städte.
Zinswende bremst Preisanstieg aus
Die Bauzinsen haben sich in den vergangenen Monaten mehr als verdreifacht und sind bei zehnjährigen Finanzierungen über die Marke von drei Prozent gestiegen. Die Zinswende werde den Preisanstieg am Wohnungsmarkt «spürbar verlangsamen», glauben auch Experten der Landesbank Helaba. Umstritten unter Fachleuten ist aber, ob es nur zu einer Stagnation kommt oder zu deutlich fallenden Immobilienpreisen.
Offizielle Immobilienpreisdaten des Statistischen Bundesamts im ersten Halbjahr liegen noch nicht vor. Im ersten Quartal waren die Preise zum vierten Quartal 2021 kaum noch geklettert (plus 0,8 Prozent). Zum Vorjahresquartal stand ein Plus von 12 Prozent.
Differenzierter fällt laut der Studie von JLL die Entwicklung der Mieten im ersten Halbjahr aus. In den acht Metropolen lag das Plus mit 3,7 Prozent unter dem Fünfjahresschnitt (4,3 Prozent), aber über dem Vorjahreswert (2,4 Prozent). In den kreisfreien Städten kletterten die Angebotsmieten um 3,3 Prozent - vor einem Jahr betrug der Anstieg 8,2 Prozent und im Fünfjahres-Schnitt 5,2 Prozent. Kaum Veränderung gab es bei den Angebotsmieten in den Landkreisen.
«Der Trend steigender Mietpreise in den Städten ausserhalb der Metropolen hat sich abgeschwächt. Dafür ziehen die Mieten im direkten Umland der Grossstädte nach wie vor stärker an als in den Städten selbst», sagte Grimm. Das sei auf Ausweichbewegungen zurückzuführen.