Thomas Cook will Condor verkaufen
Das Wichtigste in Kürze
- Der britische Touristikkonzern Thomas Cook stellt seine Airline-Sparte mit der deutschen Condor ins Schaufenster.
«Gestern wurden mehrere Investmentbanken beauftragt, diesen Prozess aktiv zu begleiten», sagte Airline-Chef Christoph Debus der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.
Zuvor hatte bereits Konzernchef Peter Fankhauser in London erklärt, dass Thomas Cook den Verkaufserlös in die eigenen Hotels und die Digitalisierung des Vertriebs investieren will.
Für Kunden der Airlines ändere sich nichts, versicherte Debus. «Condor wird weiterhin die Flüge wie geplant durchführen.» Auch die Belegschaft müsse sich keine Sorgen machen. «Die TC-Airline-Gruppe hat in jedem Jahr Gewinne gemacht und auch im schwierigen Jahr 2018 bewiesen, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert», erklärte der Manager mit Blick auf einen operativen Spartengewinn von 129 Millionen britischen Pfund (147 Mio Euro) im vergangenen Geschäftsjahr. Darauf könne man aufbauen. «Ein strategischer Investor kann das Geschäft besser weiter entwickeln.»
Als möglicher Investor wurde sofort die Lufthansa gehandelt, zu der Condor bis Anfang 2009 gehört hatte. Laut «Süddeutscher Zeitung» soll es Interesse an den Condor-Langstreckenflügen aus Frankfurt geben. Auf diesen Verbindungen sitzen viele Passagiere, die zuvor mit Lufthansa-Jets nach Frankfurt kommen.
Ein Sprecher des Dax-Konzerns lehnte jeden Kommentar ab. Bereits bei der Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin hatte allerdings die Europäische Kommission erhebliche wettbewerbsrechtliche Bedenken gegen die Lufthansa erhoben und auch andere Investoren wie Easyjet und Niki Lauda zum Zuge kommen lassen. Dessen Laudamotion ist inzwischen beim irischen Billigflieger Ryanair gelandet. Auch der Tui-Konzern als grösster Konkurrent von Thomas Cook lehnte am Donnerstag einen Kommentar ab.
Von rund 9000 Beschäftigten der drei TC-Airlines arbeiten etwa 4000 bei der deutschen Gesellschaft Condor mit Hauptsitz in Frankfurt. Die TC-Airlines haben zusammen 103 Flugzeuge in Deutschland, Grossbritannien und Skandinavien stationiert. Pauschalreisende des Konzerns machen nach Firmenangaben rund ein Drittel der Passagiere aus, nachdem der Verkauf von Einzeltickets zuletzt deutlich stieg.
Mit einem Investor würde für die Zukunft eine Kooperation vereinbart, um die Thomas-Cook-Gäste zu ihren Zielen zu bringen, meinte Debus. Es sei noch nicht entschieden, ob die Airlines zusammen oder in Teilen verkauft werden. «Wir befinden uns sehr früh in diesem Prozess, können uns aber alle Optionen vorstellen.» Die Netto-Schulden bezifferte der Thomas-Cook-Konzern zum Jahreswechsel auf 1,588 Milliarden Pfund (rund 1,8 Mrd Euro).
An der Börse wurden die Verkaufspläne positiv aufgenommen. Die Aktie von Thomas Cook lag am Vormittag 14 Prozent im Plus. Seit einiger Zeit hat es immer wieder Gerüchte gegeben, das Unternehmen mit Marken wie Neckermann Reisen könnte sich von seiner Airline-Sparte trennen.
Im vergangenen Geschäftsjahr bis Ende September 2018 war Thomas Cook wegen des heissen Sommers in Mitteleuropa und Grossbritannien in die roten Zahlen gesackt. Vor allem in Grossbritannien lief es Fankhauser zufolge schlecht: Der bevorstehende Brexit und das schwache Pfund drückten auf die Nachfrage, viele Briten nutzten das gute Wetter für einen Urlaub in der Heimat.
Im typischerweise schwachen ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember wuchs der um Sonderposten bereinigte operative Verlust bei Thomas Cook auf vergleichbarer Basis um 14 Millionen auf 60 Millionen britische Pfund. Angesichts der bisher eingegangen Sommerbuchungen will Thomas Cook das Angebot an Urlaubsreisen jetzt zurückfahren.
Am Vorabend hatte schon der weltgrösste Reisekonzern Tui seine Gewinnpläne für das laufende Geschäftsjahr eingedampft und dies unter anderem auf die Auswirkungen des nahenden Brexits zurückgeführt. Der bereinigte operative Gewinn werde wohl nur das Vorjahresniveau erreichen, kündigte Tui-Chef Fritz Joussen an. Tui will nun intern Kosten senken, umstrukturieren und die Verkaufsanstrengungen verstärken. Damit habe das Unternehmen bereits begonnen.