Swiss Casinos vergleicht Selenskyj mit Spieler – Empörung
Ein Tiktok-Video von einem Schweizer Casino vergleicht die Situation des um Geld bittenden Selenskyj mit einem Casino-Spieler, der sein Budget verspielt hat.
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Das Wichtigste in Kürze
- Ein von Swiss Casinos geteiltes Tiktok-Video mit Selenskyj sorgt für Kritik.
- Darin wird der um Geld bettelnde Ukraine-Präsident mit einem Spieler verglichen.
- Beim Ukrainischen Verband der Schweiz löst das «grosse Befremdung und Empörung» aus.
- Das Schweizer Online-Casino hat das Video entfernt und «bedauert den Vorfall».
Ein Tiktok-Video des Zürcher Casino-Unternehmens Swiss Casinos lässt aufhorchen. Darin ist Wolodymyr Selenskyj vor dem Hintergrund einer Spielhalle zu sehen. Sofort ersichtlich: Der ukrainische Präsident wurde hineingeschnitten.
Dabei wurde eine Ansprache Selenskyjs genommen, in der er (offenbar westliche Mächte) um finanzielle Unterstützung bittet.
«Wenn Sie uns ein bisschen finanziell unterstützen könnten: Bitte geben Sie uns einen Kredit und wir werden Ihnen das Geld nach dem Krieg zurückgeben», sagt er darin.
Doch das ist nicht alles: «Bro, nachdem er bereits nach 30 Minuten sein Budget verspielt hat», steht dazu in weisser Schrift.
Damit vergleicht Swiss Casinos die Situation des Präsidenten eines kriegsgebeutelten Staates mit jener eines Casino-Spielers.
Ukraine-Verein: «Befremdung und Empörung»
Beim Ukrainischen Verein in der Schweiz sorgt das Video für Kritik: «Es hat bei uns grosse Befremdung und Empörung ausgelöst», sagt Sasha Volkov zu Nau.ch. «Der Vergleich ist wirklich daneben.»
Er bezeichnet es als «Hohn» gegenüber Selenskyj, dem Volk, den Verteidigern und den zahlreichen Opfern «des verbrecherischen russischen Krieges».
Volkov habe sogleich Swiss Casinos kontaktiert.
Die grösste Schweizer Casino-Gruppe habe schnell darauf reagiert und sich ausdrücklich entschuldigt. «Das Video wurde nach Erhalt Ihrer Nachricht gelöscht», sei unter anderem in der Antwort gestanden.
Für den Ukrainischen Verein ist laut Volkov aber wichtig, dass dieser Vorfall nicht vergessen geht. Noch herrsche in der Schweiz Frieden.
«Dieser Frieden ist aber heutzutage primär den ukrainischen Verteidigern zu verdanken. Es wäre gut, wenn jene, die in der Schweiz sorglos in ein Casino spielen gehen, daran denken würden.»
«Höchst problematisch»
Auch bei der Suchtbekämpfungsorganisation Sucht Schweiz ist man entsetzt. Konfrontiert mit dem Clip kann Sprecher Markus Meury gar nicht glauben, dass es sich tatsächlich um ein Video der Casino-Gruppe handelt.
«Das sieht schon eher nach russischer Diffamierungspropaganda gegen Selenskyi aus», sagt er in einer ersten Reaktion.
Er könne kaum glauben, dass Swiss Casinos ungefragt Personen für eine Werbung missbrauche. «Das wäre höchst problematisch.»
Hinzu komme: «Wenn jemand nach 30 Minuten sein Geld verspielt hat und um neues Geld bettelt, dann wäre das ein klarer Fall für eine Abklärung im Rahmen des Spielerschutzkonzeptes eines Casinos. Da wäre das Casino verpflichtet, einzugreifen.»
Casino bestätigt Löschung und distanziert sich
Doch: Das Video stammt wirklich von Swiss Casinos. Die Gruppe bestätigt auf Anfrage von Nau.ch die Löschung des Videos.
«Der angesprochene Videoclip wurde von einem Mitarbeitenden am 8. April 2025 um 17 Uhr publiziert und am nächsten Tag zur Mittagszeit nach interner Prüfung umgehend entfernt.» Das heisst es in einer Stellungnahme von CEO Marcel Tobler und CMO Adrian Meyer.
«Swiss Casinos distanziert sich in aller Form von jeglicher Verharmlosung von Krieg und politischer Notlagen», erklären sie.
«Inhalte, die diese ernsten Themen in einen humoristischen oder ironischen Kontext rücken, widersprechen unserem Selbstverständnis als verantwortungsbewusstes Unternehmen.»
Aus Sicht des Spielerschutzes sei der Inhalt des Clips ebenfalls problematisch: «Swiss Casinos legt grössten Wert auf den Schutz seiner Gäste vor kritischem Spielverhalten.»
Der Spielerschutz sei für Swiss Casinos zentral und fest in der Unternehmenskultur verankert.
Das mittlerweile entfernte Video entspreche in keiner Weise den Werten des Unternehmens. Als grösste Casino-Gruppe der Schweiz nehme man seine Vorbildfunktion sehr ernst.
Mitarbeiter sollen sensibilisiert werden
Das Unternehmen will jetzt seine Mitarbeitenden sensibilisieren, wie die beiden Chefs betonen. Darum seien «umgehend» interne Social-Media-Leitlinien initiiert worden.
Sucht Schweiz zeigt sich erleichtert, dass das Video rasch wieder gelöscht wurde.

«Und dass die Swiss Casinos eingesehen haben, dass die Inhalte krass den ethischen und suchtpräventiven Standards widersprechen», sagt Meury.
Man werde künftig noch verstärkter ein Auge darauf haben, «welche Messages die Casinowerbung transportiert».