Ukraine-Krieg: Journalistin muss nach Farb-Attacke fliehen
Wegen des Ukraine-Kriegs wurde der russische Botschafter in Polen mit roter Farbe übergossen. Eine Verantwortliche muss jetzt wegen Todesdrohungen fliehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der russische Botschafter in Polen wurde am 9. Mai Opfer einer Farbattacke.
- Eine anwesende Journalistin wird jetzt mit Todesdrohungen überflutet.
- Die polnische Polizei hat die Frau wegen der Hassnachrichten aus Warschau gebracht.
Am 9. Mai zelebrierte ganz Russland trotz Ukraine-Krieg den «Tag des Sieges» über Nazi-Deutschland. Doch auch ausserhalb der Landesgrenzen, zum Beispiel in der Schweiz, wurde gefeiert. So auch in Polen, wo der russische Botschafter Sergei Andreev Blumen am Soviet-Memorial in Warschau niederlegen wollte.
Dort angekommen wurde er aber von einer wütenden Menschenmenge begrüsst, die ihn beschimpften und mit falschem Blut übergossen. Eine der Beteiligten, eine ukrainische Journalistin, wird jetzt mit Todesdrohungen überschwemmt. Die Situation ist so schlimm, dass die Polizei ihr riet, Warschau sofort zu verlassen.
Ukraine-Krieg: Kontaktdetails nach Farbattacke veröffentlicht
Journalistin Iryna Zemlyana blockierte gemeinsam mit anderen Demonstranten den Botschafter, als er den Friedhof betreten wollte. «Wir haben uns mit falschem Blut übergossen. Versehentlich auch den Botschafter etwas erwischt», schrieb sie danach auf Facebook.
Das stellte sich als grosser Fehler heraus: Innert weniger Stunden wurden Telefonnummer, E-Mail, Adresse und private Daten von ihr in russischen Telegramkanälen veröffentlicht. Seither wird sie mit Todes- und Vergewaltigungsdrohungen geradezu überschwemmt.
«Ich bekomme alle drei Minuten einen Anruf von einer unbekannten Nummer, mein Handy ist unbrauchbar», schreibt sie auf Facebook. Zudem würden all ihre E-Mail-Konten mit Nachrichten geflutet und ihre Social-Media-Konten von 25'000 Bots vollgespamt. Auch ihre Freunde seien betroffen.
Journalistin muss vor Drohungen fliehen
Auf Anraten ihres Anwalts ging Zemlyana darum zur Polizei. Diese kam zum Schluss, dass zumindest ein Teil der Drohungen ernst zu nehmen sei. Die Journalistin musste Warschau darum unter Polizeischutz verlassen. Sie hätte nie gedacht, dass sie nach dem Ukraine-Krieg ein zweites Mal fliehen müsse, meint sie traurig.
In russischen Medien wird der Vorfall derweil als Beweis für den wachsenden Faschismus im Westen gewertet. Auch eine Kreml-Sprecherin schrieb auf Telegram: «Neonazi-Fans zeigen mal wieder ihr Gesicht und es ist blutig.»