Ukraine Krieg: Opfer sprechen über Vergewaltigungen
Im Ukraine-Krieg setzen Putins Soldaten immer wieder Vergewaltigungen als Waffe ein. In der «Rundschau» berichten Opfer von den Gräuel-Taten.
Das Wichtigste in Kürze
- Russische Soldaten setzten im Ukraine-Krieg immer wieder Vergewaltigungen als Waffe ein.
- In der SRF-«Rundschau» berichten zwei Opfer von ihren schrecklichen Erlebnissen.
- Eine ukrainische Historikerin kritisiert, wie die Regierung mit den Verbrechen umgeht.
Die russischen Soldaten gehen im Ukraine-Krieg brutal vor. Die Berichte über mutmassliche Kriegsverbrechen häufen sich: Demnach töten Putins Soldaten willkürlich Zivilisten und setzen systematische Vergewaltigungen als Waffe ein.
Die Opfer bleiben traumatisiert zurück. In der SRF-«Rundschau» brechen zwei Betroffene jetzt ihr Schweigen über die Gräuel-Taten, die ihnen widerfahren sind.
Die 42-jährige Victoria lebt in einem Dorf ausserhalb von Kiew, welches zu Beginn des Kriegs besetzt wurde. Anfang März brachten russische Soldaten sie ins Haus eines Nachbarn.
Ein Soldat erschoss den Ehemann ihrer Freundin, berichtet die Ukrainerin. «Ich hatte Angst. Der Soldat nahm meine Freundin mit und vergewaltigte sie. Ihnen war alles egal.»
Auch Victoria wurde von einem Russen in ein leerstehendes Haus gebracht und vergewaltigt. «Er zwang mich, unschöne Dinge zu tun», fährt sie fort. Der Täter war 19 Jahre alt – und somit im selben Alter wie Victorias Sohn.
Vergewaltigungs-Opfer: «Ich war wie taub»
Auch der 21-jährige Ilja aus Kramatorsk wurde zum Opfer von Putins Soldaten. Er war per Auto auf der Flucht vor dem Ukraine-Krieg. An einem Checkpoint wurden sie angehalten und er musste aussteigen.
«Sie führten mich in eine Kabine neben der Strasse», berichtet der Ukrainer. Dort durchsuchten die Russen sein Handy – und fanden Fotos einer pro-ukrainischen Demonstration und LGBT-Symbolen.
Daraufhin schlugen sie ihn und hielten ihm ein in Chloroform getränktes Stück Stoff vor Mund und Nase. «Ich kam erst wieder zu mir, als ich einen höllischen Schmerz spürte», erklärt er. «Ich lag nackt auf dem Tisch und sie vergewaltigten mich.» Die Gesichter der Männer haben sich in sein Gedächtnis eingebrannt, ebenso wie ihre Tattoos.
«An einem Punkt dachte ich: Warum tötet ihr mich nicht einfach und setzt dem Schmerz ein Ende?», meint Ilja.
Plötzlich ertönten Schüsse, welche die Soldaten ablenkten. Ilja gelangte zurück ins Auto. Dort fragte seine Mutter, was passiert sei. Aber «ich war wie taub und sprach kein Wort mehr», sagt der 21-Jährige.
Ganze drei Tage lang habe er nach seinen schrecklichen Erlebnissen geschwiegen. Jetzt lebt er mit seiner Familie im Ausland und wird psychologisch behandelt.
Vergewaltigungen als Waffe im Ukraine-Krieg
Die ukrainische Historikerin Marta Havryshko erklärt in der «Rundschau», wie die Russen Vergewaltigungen im Ukraine-Krieg als Waffe einsetzen: «Indem sie ihre Frauen vergewaltigen, senden die Soldaten eine klare Nachricht an die Männer der Ukraine: nämlich dass sie keine richtigen Männer sind, weil sie ihre Frauen nicht beschützen können.» Auch, wenn Männer vergewaltigt würden, gehe es um Entmaskulinisierung.
Der ukrainischen Regierung wirft die selber geflüchtete Havryshko vor, die Sexualverbrechen als politisches Instrument zu nutzen. Dies, «um die Grausamkeit der russischen Soldaten zu betonen». Den Betroffenen werde wiederum «kaum Hilfe» angeboten.
Aktuell untersucht das Hochkommissariat der Vereinten Nationen 124 sexuelle Verbrechen in der Ukraine. Es wird vermutet, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher liegt.