Ukraine-Krieg: Skandinavier bereiten sich auf Eskalation vor
Putins neue Rakete soll auch Ziele in Europa erreichen können. In Skandinavien erhalten die Menschen Flyer, die auf einen Angriff im Ukraine-Krieg vorbereiten.
Das Wichtigste in Kürze
- In Schweden, Norwegen und Finnland erhält die Bevölkerung Flyer zu einem möglichen Krieg.
- Darin werden verschiedene Gefahren, und wie man sich darauf vorbereiten kann, aufgelistet.
- Unter anderem soll Wasser eingefroren und genügend Bargeld bereitgelegt werden.
Der Ukraine-Krieg ist in Europa ein allgegenwärtiges Thema. Und doch werden wohl nur die Wenigsten spezifische Vorbereitungen im Falle eines Angriffs auf die Schweiz getroffen haben.
Anders sieht das in den skandinavischen Ländern aus, wie «Focus» berichtet. In Schweden, Finnland und Norwegen wurde die Bevölkerung mit Flyern für den Fall einer Krisen-Situation sensibilisiert.
In diesen warnt die Regierung vor möglichen Kriegen, einer Pandemie oder Naturkatastrophen. Und die Bevölkerung erfährt, wie sie sich auf genau solche Szenarien vorbereiten kann.
Ukraine-Krieg «fühlt sich im Norden präsenter an»
Auch wenn sich die Angriffe von Russland bisher auf die Ukraine beschränkt haben, ist klar: Eine Ausbreitung des Kriegs in weitere Länder ist nicht fernab der Realität.
Russland hat nicht nur der Ukraine, sondern auch der Nato bereits mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gedroht. Die am Donnerstag auf die ukrainische Stadt Dnipro abgefeuerte Mittelstreckenrakete kann laut Moskau auch Ziele in ganz Europa treffen.
Finnland und Schweden sind seit 2023, respektive 2024, Mitgliedstaaten der Nato. Finnland und Norwegen grenzen ausserdem beide direkt an Russland.
Dies führe zu einem stärkeren Bewusstsein über den Ukraine-Krieg, sagt Tobias Etzold gegenüber dem Nachrichtenmagazin. Er ist Experte für Nordeuropa-Politik am Norwegischen Institut für Internationale Beziehungen und weiss: «Hier im Norden fühlt sich die Bedrohung präsenter an».
In den verteilten Broschüren wird jedoch nicht nur vor einem Angriff, sondern auch vor weiteren Krisen gewarnt. So heisst es etwa: «In unserer Ecke der Welt finden derzeit bewaffnete Konflikte statt. Terrorismus, Cyberangriffe und Desinformationskampagnen werden eingesetzt, um uns zu untergraben und zu beeinflussen».
Wasser einfrieren und Essen lagern
Die Flyer sollen es der Bevölkerung ermöglichen, sich auf jegliche Szenarien mit und ohne Bezug zum Ukraine-Krieg vorzubereiten. Es wird empfohlen, einen Vorrat aus lang haltbaren Lebensmitteln zu Hause zu haben.
Ausserdem soll stets etwas Bargeld zur Verfügung stehen. Von beidem brauche es genug, um mindestens eine Woche zurechtzukommen.
Besonders wichtig: das Trinken. So wird geraten, einen Wasservorrat von mindestens einer Woche zu lagern.
Und zwar am besten in eingefrorener Form in Plastikflaschen. Dadurch kann man die Flaschen bei einem Stromausfall vor dem Konsum als Kühlakkus nutzen.
Auch über das richtige Verhalten wird in der Broschüre aufgeklärt. Im Falle eines Angriffs soll die Bevölkerung umgehend Schutz in einem Bunker oder an einem anderen sicheren Ort suchen. Dort muss insbesondere bei Angriffen mit nuklearen, chemischen oder biologischen Waffen etwas verweilt werden. «Die Strahlungswerte werden nach ein paar Tagen drastisch sinken», wird erklärt.
«Lieber auf das Schlimmste vorbereitet»
Was auf den ersten Blick wie unnötige Panikmache wirkt, sei eigentlich ein sinnvoller und auch erwünschter Schachzug. «Nordeuropäer sind lieber gut auf das Schlimmste vorbereitet», sagt Etzold. Die Broschüren scheinen Anklang gefunden zu haben.